Delhi ist kriegsbereit

Indiens Armeechef rasselt kräftig mit dem Säbel, damit der Druck auf Pakistan nicht nachlässt. Dessen Präsident Musharraf kündigt Rede an

DELHI rtr/taz ■ Indien steht laut Armeechef General S. Padmanabhan am Rande eines Krieges und ist auf eine konventionelle Auseinandersetzung wie auch auf einen Atomkrieg vorbereitet. Die Lage sei ernst, und „es entwickle sich eine kriegsähnliche Situation“ im Konflikt mit Pakistan, sagte Padmanabhan gestern in Delhi. Er schloss einen indischen Atomangriff aus, betonte aber die Bereitschaft zum atomaren Antwortschlag, sollte Pakistan mit Atomwaffen angreifen.

Der Armeechef forderte Pakistan auf, entschlossener gegen muslimische Gruppen vorzugehen, die von Pakistan aus gegen Indien operierten. Die indische Armee sei in der Lage, Rebellenstützpunkte in Pakistan selbst anzugreifen. „Wir haben die Waffen, um sie zu erreichen, und wir können zusichern, dass Zivilisten dabei nicht verletzt werden.“

Aus indischen Regierungskreisen verlautete später, der Militäraufmarsch an der Grenze sei eine „vorbeugende Verteidigungsmaßnahme“. Beide Staaten haben an der Grenze hunderttausende Soldaten zusammen gezogen. Täglich kommt es dort zu Schusswechseln. Auslöser der jüngsten Spannungen war ein Anschlag auf das indische Parlament im Dezember, für den Indien Rebellen aus Pakistan verantwortlich macht. Beobachter in Delhi werteten Padmanabhans Äußerungen als Versuch, den diplomatischen Druck auf Pakistan beizubehalten und zugleich an die Risiken zu erinnern.

Die USA begannen laut Washington Post die Verlegung ihrer Luftwaffe aus Pakistan in zentralasiatische Länder vorzubereiten. Die von den USA genutzten Stützpunkte in Jacobabad und Pasni könnten wegen der Spannungen mit Indien bald von Pakistan selbst benötigt werden.

Pakistans Militärmachthaber Pervez Musharraf hatte unter dem Druck der USA und Großbritanniens Schritte gegen muslimische Extremisten angekündigt. Pakistans Regierung ließ bereits hunderte Islamisten festnehmen, darunter auch Mitglieder der beiden Gruppen, die Indien für den Anschlag auf sein Parlament verantwortlich macht. Ein Gericht entschied gestern, dass die Festnahme zweier Anführer der Gruppen rechtens sei. Musharraf kündigte für heute eine Rede an, in der er womöglich weitere Maßnahmen bekannt geben wird. HAN