Geld oder Liebe

Der SWR und der geschasste Redakteur Gunter Haug trafen sich vor Gericht wieder. Haug soll jetzt nachdenken

BERLIN taz ■ Bis 31. Januar hat Gunter Haug nun Zeit, sich zu entscheiden. Soll er weiter prozessieren und dafür kämpfen, dass er wieder wie früher für den Südwestrundfunk arbeiten darf? Oder soll er auf das Angebot eingehen, das die Richterin am vergangenen Freitag bei der Verhandlung vor dem Arbeitsgericht Stuttgart gemacht hat?

Bis einschließlich Juni würde Haug dann weiter als Mitarbeiter des SWR geführt, würde entsprechend entlohnt, wäre aber freigestellt. 60.000 Euro Abfindung müsste der Sender ihm noch zusätzlich zahlen – dann endlich wäre Intendant Peter Voß den ungeliebten schwäbischen Fernsehmann los.

Bereits zum 19. November hatte der Südwestrundfunk seinem leitenden Redakteur und „Abendmelodie“-Moderator Gunter Haug nach 20 Jahren fristlos gekündigt, nachdem dieser in einem seiner so genannten „Schwabenkrimis“ um den Stuttgarter Kommissar Horst Meyer einen öffentlich-rechtlichen Spätzlesender verunglimpft hatte – der SWR hatte sich, beziehungsweise seinen Vorgänger SDR, in den literarischen Ergüssen ohne große Mühe wiedererkennen können. Das Haus und seine Mitarbeiter sah der Sender in dem Buch verunglimpft, die „Loyalitätspflichten in erheblichem Maße verletzt“.

Ober er sich für Geld oder Liebe entscheiden werde, konnte Gunter Haug gestern noch nicht sagen. Sein Anwalt Albrecht Götz von Olenhusen erklärte gegenüber der taz: „So etwas kann man schließlich nicht zwischen Suppe und Kartoffeln entscheiden.“ Die Richterin habe durchblicken lassen, dass die Trauben für den SWR recht hoch hingen – sich eine Fortsetzung des Prozesses jedoch lange hinziehen könne.

Der SWR scheint gegenüber dem Angebot der Richterin nicht abgeneigt. SWR-Sprecher Claus Schneggenburger wollte den Vorlauf des Prozesses nicht kommentieren, erklärte jedoch: „Unser Justiziar wäre bereit, diesem Vorschlag zuzustimmen.“ ALK