straight aus dem medienpark
Die komplexe Persönlichkeit des neuen Kultursenators
: Best of Thomas Flierl

Was gab es doch letzte Woche für ein dreifaches Olé, als der einstige PDS-Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl, von seiner Partei zum Kultursenator bestimmt wurde! Spektakel, Analyse, Besorgnis, Genugtuung – alles drin im Feuilleton, das standesgemäß und mit viel Inbrunst den Mann vorstellte, dessen Arbeit es in den nächsten Jahren mit attraktiven Texten begleiten wird. Wer bis dato praktisch nichts wusste über Thomas Flierl, dürfte ihn letzte Woche richtig gut kennen gelernt haben. Und nicht nur das: Nach umfassender Lektüre bekam man den Eindruck, in Berlin überhaupt noch nie einer so komplexen Persönlichkeit begegnet zu sein. Der Tagesspiegel listete dankenswerterweise schon am Freitag auf, als was sich Flierl schon vor seiner Ernennung zum Senator einen Namen gemacht hatte: „Blockierer“ (B. Z), „Verhinderer“ (SFB), „Aktionskünstler“ (FAZ), „Mr. No“ (Berliner Kurier).

Wir komplettieren diese Liste nun mit freundlicher Unterstützung von SZ, FAZ, FR, B. Z., Berliner Zeitung, Tagesspiegel, BILD, Spiegel, Welt und der Super Illu. Thomas Flierl also ist:

Ein etwas graumäusiger promovierter Philosoph. Kein Mann mit ansteckend guter Laune. Der Freund von Carola Freundl. Kaum ein verbohrter Ideologe. Angenehm. Offen. Zugänglich, Zu prinzipienfest für innerparteiliche Kompromisse. Ein armer Mann, der durch die Welt läuft wie das Leiden Christi. Ein entschiedener Gegner eines Wiederaufbaus des Stadtschlosses. Der Anwalt anspruchsloser Plattenbauten. Der Abreißer des Ahornblatts. Ein erklärter Verteidiger der DDR-Architektur à la Palast der Republik. Ein verlässlicher Partner der Wissenschaft. Der potentielle Abwickler des Benjamin-Franklin-Klinikums. Ein programmatischer Kulturdenker. Ein ungemein sympathischer Mensch. Ein Mann, der die Stadt in ihre Schranken weisen könnte. Ein wandelnder bürgerlicher Vorwurf gegen leichtsinniges höfisches Gesindel. Ein Mann, der wirkt wie ein Kammerdiener in einer gedämpft modernen Inszenierung von Schillers „Kabale und Liebe“, wo er mit tränenerstickter Stimme die Geschenke der Fürstenmätresse zurückweist. Der Sohn des berühmten Architekturhistorikers der DDR, Bruno Flierl. Ein spätkommunistischer-protestantischer Asket. Ein angemessen griesgrämiger Repräsentant der zukünftigen Berliner Kultur. Ein Sponsoren-Schreck. Ein stadtbekannter Buhmann. Ein Bremsklotz. Ein guter Liebhaber. Ein Wadenbeißer. Ein beinhartes Kiezgewächs mit philosophisch-kulturwissenschaftlichen Hintergrund. Ein scharfsinniger und theoriefreudiger Mensch. Ein Feuerlöscher. Kein Feuerlöscher. Ein Kulturlosigkeitverhinderer. Ein kulturinteressierter Mensch ohne Vorurteile. Einer der klügsten Köpfe der Kulturszene. Ein Mann der Integration. Die kleinste Berliner Lösung. Ein intellegenter Mensch. Ein Paragraphenreiter und Bedenkenträger erster Güte. Ein besonnener und kompetenter Mann. Eine positive Kraft. Die dritte Wahl. Ein Unbekannter. Ein Aufsteiger. Ein postsozialistischer Dorfschulze. Ein Feuerwehrmann. Ein Senator Flierlefanz. Ein Ermöglicher. Besonnen. Kompetent. Der ohnmächtigste Kultursenator, den Berlin je hatte. Ein Bezirkspolitiker. Der fünfte Senator in wenig mehr als zwei Jahren. Ein äußerst wendiger einstiger SED-Mann. Ein Womanizer. Ein Mann mit einem Stock im Arsch. Ein Fachmann für die Ästhetik der Abwicklung. Ein DDR-Nostalgiker. Der Erfüllungsgehilfe für weitere Kürzungen bei Kultur und Wissenschaft. Ein Nerv-Stadtrat. Ein Rammbock. Ein Prellbock. Ein armer Mann.

Bleibt eigentlich nur noch die Frage: Wer in aller Welt und Gysis Namen ist Thomas Flierl?

FRANCIS BERGMANN