Bombenkrieg geht weiter

Die amerikanische Luftwaffe setzt ihre Angriffe auf Ziele in Ostafghanistan unvermindert fort. Bombardierung fordert weiterhin zahlreiche zivile Opfer. Bundeswehrvoraustrupp erreicht Kabul

KANDAHAR/BERLIN ap/taz ■ Die US-Luftwaffe setzt ihre Bombenangriffe im Osten Afghanistans mit unverminderter Intensität fort. Die Angriffe richteten sich gestern vor allem gegen das Höhlensystem von Schawar und dessen Umgebung an der pakistanischen Grenze. Laut Pentagon sollen sich dort Al-Qaida-Kämpfer sammeln, um von dort nach Pakistan zu fliehen.

Nach Angaben von Einheimischen griff die US-Luftwaffe jedoch auch Dörfer an und tötete zahlreiche Zivilisten. Der Flüchtling Noors Ali berichtete von pausenlosem Bombardement des Gebiets. In seinem Dorf seien mindestens 15 Menschen getötet und die meisten der 35 Häuser zerstört worden. „Dort gibt es nur noch Tote“, sagte Ali. „Es waren mehr Bomben und Raketen, als ich zählen konnte.“

Über die zivilen Opfer der am 7. Oktober begonnenen US-Luftangriffe gibt es bislang keine offiziellen Angaben. Die konkreteste Schätzung stammt vom Ökonomen Marc Herold von der US-Universität New Hampshire. Er kommt nach Auswertung aller verfügbaren Berichte auf mindestens 4.050 Tote bis zum 3. Januar. Darin sind keine indirekten Opfer der Angriffe enthalten.

Der australische Sender ABC zeigte in der Nacht zu gestern mutmaßliche Videoaufnahmen der Terrororganisation al-Qaida aus Afghanistan, in denen Attentate und Anschläge geprobt werden. Ein ähnliches Video hatte zuvor in Singapur zu Verhaftungen geführt.

In Kabul trafen inzwischen die letzten Soldaten des Bundeswehrvorauskommandos für die Friedenstruppe ein, die wegen widrigen Wetters tagelang in der Türkei festsaßen. Auch ein deutsches Versorgungsflugzeug erreichte Kabul. Dort nahmen die ersten Bundeswehrsoldaten ihre Patrouillen auf. Heute soll der zweite Teil des Voraustrupps vom Flughafen Köln-Wahn aus in Richtung Kabul aufbrechen. HAN

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