„Letzte Anbindung an die Drogenhilfe“

Das Subway, das geschlossen werden soll, warnt vor den Konsequenzen  ■ Von Elke Spanner

Erst eine Viertelstunde später wird die Einrichtung geöffnet, doch die Leute drängeln sich bereits vor der Tür. Es sind überwiegend Männer, und es fällt auf: Sie sind vergleichsweise alt. Rund um den Hauptbahnhof ist das Bild der offenen Drogenszene von der Crack-Szene dominiert, von oftmals sehr jungen Frauen und Männern. Ins „Subway“ in der Neustadt hingegen kommen überwiegend „Altjunkies“, die bereits eine jahrelange Drogenkarriere hinter sich haben – und oft mit mehreren Therapie-Versuchen gescheitert sind. Einzige Bedingung für eine Betreuung hier: Sie werden mit Methadon substituiert.

Ohne eine psychosoziale Betreuung, so auch die im Koalitionsvertrag niedergelegte Erkenntnis von CDU, Schill-Partei und FDP, ist eine Substitution wenig effektiv. Dennoch soll laut Haushaltsplanentwurf des neuen Senats, der Anfang der Woche bekannt geworden ist, das „Subway“ geschlossen werden (taz berichtete). „Unsere Klienten verlieren damit die letzte Anbindung an das Hilfesystem“, prophezeit Leiterin Gisela Schulze.

Die Angst vieler Sozialprojekte vor Einschränkungen ist seit dem Regierungswechsel groß. „Subway“ und das „Drobill“ in Billstedt scheinen die ersten Einrichtungen zu sein, die der neuen Senatspolitik zum Opfer fallen – was sie selber aus der Zeitung erfahren mussten. Zwar betont Monika Püschl vom Drogenreferat der Gesundheitsbehörde, dass noch nichts endgültig entschieden sei. Im Haushaltsplanentwurf aber steht, dass die Zuwendungen für die beiden Einrichtungen in Höhe von insgesamt 973.000 Euro eingespart werden sollen.

Warum es gerade diese Projekte trifft, sagt die Behörde nicht – auch nicht den Betroffenen selbst. So kennt das Subway nicht die Gründe, warnt aber eindringlich vor den Konsequenzen, die eine Schließung hätte: „Viele unserer Klienten sind aus anderen Einrichtungen rausgeflogen, zum Beispiel weil sie gewalttätig wurden“, sagt Schulze. „Es ist aber wichtig, sie überhaupt zu erreichen, um sie aus der Drogenszene herauslösen zu können.“ Erst gestern hatte Innensenator Ronald Schill erneut angekündigt, die offene Drogenszene aus der City herausbekommen zu wollen. Macht der Senat die citynahe Einrichtung aber dicht, so Schulze, würden die KlientInnen ihre Tage statt dort eben doch in der Innenstadt verbringen.

Müsste das „Subway“ schließen, wären die Junkies nicht nur ihre Betreuung, sondern viele auch ihr Obdach los. Denn die Einrichtung hat Mietverträge für 52 über die Stadt verteilte Wohnungen, in denen insgesamt 60 KlientInnen wohnen. Darauf hätten die Vermieter sich nur eingelassen, weil der Vertragspartner das „Subway“ sei – und dies regelmäßig die Miete zahlt und Ansprechpartner bei Beschwerden ist. „Kaum einer der Vermieter würde bei unserer Schließung einen Mietvertrag direkt mit dem Klienten abschließen“, ist sich Schulze sicher.

Dass das Ende naht, habe sich in der Vergangenheit durch nichts abgezeichnet. Seit Herbst hat die Projektleitung mit der Gesundheitsbehörde über den künftigen Zuwendungsvertrag verhandelt. Die Einrichtung werde sehr gut angenommen – von den KlientInnen, aber auch den rundum wohnenden NachbarInnen. Klagen wären von den AnwohnerInnen noch nie gekommen, und das, so Schulze, „ist in Hamburg auch sehr schwer zu erreichen“.