Antirassismus-Büro: Theoretiker zu Strippenziehern

ARAB – das steht weder für eine orientalische Snack-Spezialität noch für einen islamischen Kulturverein. Hinter den vier Buchstaben verbirgt sich ganz schlicht das Antirassismus-Büro. Dabei ist das Büro selbst gar nicht so wichtig. Das gibt es zwar auch, im Sielwallhaus, aber wer ARAB sagt, meint meist eher eine Gruppe von Aktiven. Eine kleine Gruppe: Acht bis zehn Personen, dem Studentenalter meist lange entwachsen, widmen einen Großteil ihrer Freizeit der politischen Arbeit gegen gesellschaftlichen und institutionellen Rassismus. Das ist längst nicht immer Flüchtlingsarbeit: Am Anfang, im Juni 1991, standen eher theoretische Fragen im Vordergrund. Das Büro war durch die autonom-sozialrevolutionäre Flüchtlingsdebatte inspiriert, die die Revolutionären Zellen ausgelöst hatten. Um Migrationspolitik ging es, oder um den Komplex „Polizei und Rassismus“. 1995 ging es mit einem heute wieder aktuellen Thema sogar vor Gericht: In einer Broschüre hatte das ARAB den Brechmitteleinsatz gegen junge Afrikaner „rassistische Sonderbehandlung“ genannt – für die Staatsanwaltschaft Grund genug für eine Anklage wegen „Volksverhetzung“, da damit eine Parallele zum Nationalsozialismus gezogen werde. Dem Landgericht ging so eine Interpretation dann schließlich zu weit.

In den letzten Jahren hat sich der Schwerpunkt der Arab-Arbeit immer mehr in Richtung politische Kampagnen gegen die Abschiebung von Ausländern verlagert. Da werden Aktionen organisiert, Medien eingeschaltet und vor allem immer wieder hinter den Kulissen Entscheidungsträger angespitzt. Lobbyarbeit heißt dies mühsame Geschäft. „Früher haben so was viel mehr Leute aus dem bürgerlichen Spektrum in der Flüchtlingsarbeit gemacht“, erinnert sich Matthias Brettner vom ARAB, „aber das ist fast völlig weggebrochen.“ Spenden kann das ARAB nur annehmen, wenn der Stifter auf eine Quittung verzichtet, da die Gruppe kein Verein ist. Für die politische Arbeit manchmal durchaus von Vorteil: „Unsere Struktur ermöglicht uns, Adhoc-Entscheidungen zu treffen“, sagt Brettner. Begüns-tigt wird diese Flexibilität auch durch langjährige politische Erfahrung: Die meisten Mitglieder sind schon seit Jahren dabei. jank

Kontakt per E-Mail: arab@is-bremen.de