Parole Pflichtdeutsch

Die Ausländerbeauftragte Barbara John fordert Qualitätskontrollen und besseren Unterricht an den Schulen – vor allem für nichtdeutsche Kinder

von SABINE AM ORDE

Die Ausländerbeauftragte des Senats, Barbara John (CDU), fordert Qualitätskontrollen an Berliner Schulen. „Wir müssen Qualitätsstandards entwickeln und ihre Einhaltung auch überprüfen“, sagte John am Dienstag. Dabei müsse kontrolliert werden, was einzelne Kinder gelernt haben. Das gelte natürlich auch für Kinder nichtdeutscher Herkunft. „Lehrer besser ausbilden, Ganztagsschulen einrichten – all diese Maßnahmen sind wichtig, aber reichen nicht aus“, sagte die Ausländerbeauftragte. „Die Qualität des Unterrichts muss verbessert werden.“

Damit zog John Schlussfolgerungen aus der internationalen Schülervergleichsstudie Pisa, nach der Kinder nichtdeutscher Herkunft wegen mangelnder Deutschkenntnisse im hiesigen Schulsystem dramatisch schlecht abschneiden, und einer repräsentativen Befragung zur Lebenssituation türkischer Berliner, deren Ergebnisse sie gestern vorstellte. Schulsenator Klaus Böger (SPD) plant bereits, Sprachtests für Kinder ab vier Jahren im Kindergarten, zum Beginn der Vorklasse und in den Klassen 3 und 6 einzuführen.

Außerdem forderte die Ausländerbeauftragte, dass in den Kitas „Deutsch als Begegnungssprache systematisch eingeführt wird“. Viele nichtdeutsche Eltern würden ihren Nachwuchs in die Kitas schicken, damit sie Deutsch lernen, die Kinder sprächen dort aber miteinander Türkisch oder Arabisch. „Da müssen die Erzieherinnen ansetzen, aber bislang sind diese dafür noch nicht ausgebildet.“ Mangelhafte Deutschkenntnisse, schlechte Schulabschlüsse und die daraus folgende hohe Arbeitslosigkeit nichtdeutscher Berliner seien die großen Hemmnisse bei der Integration. „Da muss mehr passieren.“ Generell aber sei unter den türkischen Berlinern ein wachsender Wille zur Integration zu beobachten.

Auch die im Auftrag von John befragten türkischen Berliner sehen in schlechten Deutschkenntnissen ein zentrales Problem bei der Integration. Nach Einschätzung der Interviewer sprechen die Hälfte der nach dem Zufallsprinzig ausgewählten Befragten gut und je ein Viertel passabel oder schlecht Deutsch. 95 Prozent der Befragten befürworten verpflichtende Sprach- und Integrationskurse gleich nach dem Zuzug. „Allerdings haben wir nicht nach Sanktionen gefragt“, so John. Die Mehrheit ist zudem für Deutschunterricht in den Kitas und das Projekt, Eltern – vor allem Müttern – Deutschunterricht zu erteilen. Mit Ganztagsschulen dagegen kann sich nur knapp ein Viertel der Befragten anfreunden. Im Vergleich zu einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 1999 ist dieser Anteil sogar noch zurückgegegangen. Dabei gelten gerade Ganztagsschulen, von denen der rot-rote Senat 30 neue besonders in so genannten Problembezirken einführen will, als gutes Mittel zur Förderung. „Wir wissen nicht, woran diese Haltung liegt“, sagte John. Sie vermutete, dass die Befragten mit dem Begriff nichts anfangen können, und forderte eine Informations- und Werbeoffensive des Senats, die sich speziell an nichtdeutsche Berliner richtet.

Knapp zwei Drittel der Befragten befürworten islamischen Religionsunterricht auf Deutsch. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) würden ihre Kinder auch in den Religionsunterricht der Islamischen Föderation schicken. Die Föderation, die seit September als einzige an zwei Grundschulen Islamunterricht anbietet, wird wegen ihrer Kontakte zur extremistischen Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs im Verfassungsschutzbericht erwähnt. 38 Prozent wollen diesen Unterricht nicht. „In Berlin muss endlich nach anderen Formen für diesen Religionsunterricht gesucht werden“, forderte die Ausländerbeauftragte.