SPD spart Finanzsenatorin

Mit dem ehemaligen Bahnmanager Thilo Sarrazin wird ein Mann aus dem Westen Berliner Finanzsenator. Suche nach namhaften Politikerinnen blieb erfolglos. Ossis und Frauen sind sauer

BERLIN taz ■ Ein ehemaliger Manager der Deutschen Bahn soll Berlin sanieren. Zum Finanzminister im neuen rot-roten Senat wählte der Landesvorstand und die Fraktion der SPD Thilo Sarrazin. SPD-Landeschef Peter Strieder hatte am späten Nachmittag vor Journalisten erklärt: „Sarrazin ist ein ausgewiesener Kenner der Materie.“

Der 56-jährige Exvorstand der Netz AG der Deutschen Bahn, zuvor Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Finanzministerium, wird schon wegen Geschlecht und Herkunft für Aufregung sorgen. Mit Sarrazin präsentiert die SPD nun einen Mann aus Westdeutschland für ein Amt, das sie eigentlich mit einer Frau aus dem Osten besetzen wollte.

Die tagelange Suche nach einer solchen Person erwies sich schließlich als vergeblich. Namhafte Politikerinnen sagten reihenweise ab.

Das Berliner Finanzressort gilt als schwierig. Zuletzt demissionierte die angesehene Senatorin Christine Krajewski. Um dem Eindruck entgegenzuwirken, mit Sarrazin präsentiere die SPD nur eine Notlösung, sagten Parteisprecher gestern, die Personalie habe „seit Samstag festgestanden“. Andere sozialdemokratische Quellen berichteten hingegen, der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit habe sich in den vergangenen Tagen noch einmal mit der ehemaligen Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing getroffen.

Die Entscheidung der Parteispitze musste am Abend noch durch den Landesvorstand der Partei bestätigt werden, der gemeinsam mit der Fraktion und Sarazzin tagte. Das ganze Personalpaket der SPD wurde in getrennten Abstimmungen vom Landesvorstand und der Fraktion des Abgeordnetenhauses mit deutlicher Mehrheit bestätigt.

Die Ostberliner Funktionäre fühlten sich brüskiert, da von fünf SPD-Senatoren niemand aus der Ex-DDR kommt.

Die designierte Justizsenatorin Karin Schubert ist zwar gebürtige Erfurterin und wirkte zuletzt in Sachsen-Anhalt, sie wuchs jedoch in der alten BRD auf. Die Sprachregelung der Parteiführung, wonach Schuberts Vita eine „gebrochene Ost-Biografie“ sei, wollten viele Ost-Sozialdemokraten nicht so einfach hinnehmen.

ROBIN ALEXANDER

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