Ergo bibamus

Innensenator Schill greift weiterhin durch: Es gibt wieder Vollbier beim Hamburger SV  ■ Von Peter Ahrens

Es ist zu viel Bier in der deutschen Intelligenz. Kurt Tucholsky

Wrocklage war nicht mehr tragbar, nachdem er seinem Vorgänger Hackmann so in die Suppe gespuckt hatte. Dann kam Scholz, der hatte schlicht zu wenig Zeit, um sich drum zu kümmern. Der konnte in den paar Monaten Amtszeit ja nicht alles und jeden übers Knie brechen. Dann kam Schill, und das Problem wurde gestemmt. Er sorgt dafür, dass wieder zum Hamburger SV gegangen werden darf. Es gibt wieder Vollbier im Volksparkstadion.

Der traditionelle Braustandort Stellingen – er war in den vergangenen zwei Jahren zusehends verödet, nachdem Wrocklage den HSV mit dem Vollbierverbot überzogen hatte. So zog die Bavaria-St.Pauli-Brauerei (taz berichtete) aus dem Volkspark fort, um in der Bernhard-Nocht-Straße Exil zu finden, da wo in Stadien noch getrunken werden darf. Das alte Brauereigebäude verkam und wird heute nur noch als Eishockey-Arena genutzt.

Vor allem unter alten HSV-Strategen machte sich Frust breit. „Ich sach ma' so, mein Gaumen ist so trocken, sach ich mal“, bekannte HSV-Idol Uwe Seeler in einem großen Interview gegenüber dem Fachmagazin HSV live.

Ein Mann braucht sein Bier und nicht so ein labberiges Zeug, das man vielleicht in Köln als Gerstensaft bezeichnen würde, aber doch nicht im Norden. Schill weiß das, unzählige Besäufnisse in seiner Studentenverbindung haben ihn sensibel für dieses Thema gemacht. Und nicht zuletzt warb er noch als gelernter Richter für den Spirituosenher-steller Jägermeister: „Ich trinke Jägermeister, weil man bei mir mit fünfzehn Jahren Knast noch lange nicht nach Hause geht.“ Vor jedem Urteil, so hat er dem Fachblatt Herr und Hund in einem großen Interview mal anvertraut, „kippe ich mir einen hinter die Binde, und schon läufts wie–n Länderspiel“.

Zudem hat das Internationale Olympische Komitee unmissverständlich klar gemacht: „Wenn es kein Bier gibt, dann kommt Olympia eben nach Warstein oder Radeberg“, hat IOC-Mitglied Thomas Bach dem Hamburger Beauftragten Henning Voscherau in einem Antwortbrief, der der taz vorliegt und der hier in Auszügen zitiert wird, mitteilen lassen. „PS: Eine Kiste Havannas ist außerdem viel zu wenig. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?“