Schienen ins Nirgendwo

■ Unsympathische Abberufung des beliebten Polizeichefs Torsten Seeland

Die Entscheidung von Innensenator Ronald Schill, den Chef des Polizeireviers St. Georg, Torsten Seeland, abzuberufen und aufs Abstellgleis zu schieben, hat Befremden ausgelöst. „Er war unser Polizeichef, der die Sorgen und Nöte des Stadtteils kannte, präsent war und mit vielen beispielhaften Ideen dazu beigetragen hat, St. Georg lebenswert zu machen“, wettert Helmut Voigtland vom Bürgerverein.

In der Tat hat sich Seeland in sechs Jahren Tätigkeit in dem Brennpunktviertel allseits hohes Ansehen erworben. „Seeland ist einer der wenigen Polizisten, die konzeptionell gedacht haben“, sagt Rainer Schmidt von der Drogenberatung Palette. So machte er sich für einen Wandel der Drogenpolitik und den Aufbau eines Hilfssystems auf Niedrigschwellenniveau stark. Dabei hatte er auch ein offenes Ohr für neue Formen im Verhältnis von Bewohnern zu Junkies und zwischen Dealern und Konsumenten, was sich am Beispiel des freien Drogenverkaufs an bestimmten Plätzen zeigte.

„Schill kriegt in diesem Gebäude weniger als drei Prozent“, sagte Seeland vor der Wahl. Gemeint war die Wache 11, die noch vor Jahren wegen Übergriffen im Visier der Öffentlichkeit stand. Seeland widersprach selbst Schills SPD-Vorgänger Olaf Scholz, als dieser durch tabula rasa am Hauptbahnhof um die Wählergunst buhlte. Mittlerweile seien nicht mehr die Junkies das Problem, sondern Obachlose und Alkis, betonte er. GALier Manfred Mahr fällt zur Abberufung Seelands nur ein: „Das sieht nach Bestrafung aus.“ kva