Aussage gegen Aussage

■ Sterni-Park weist Vorwürfe zurück, für Adoptionen Spenden verlangt zu haben. Finanzierung von der Stadt gefordert

Von einer „Kampagne“ gegen den Verein Sterni-Park will Geschäftsführer Jürgen Moysich nicht sprechen. Ein „Kampägnchen“ nur seien angeblich die Presseberichte, „lanciert“ von Kritikern der Babyklappen, die der Verein mit seinem Projekt „Findelbaby“ in Altona und Wilhelmsburg betreibt: Die Süddeutsche Zeitung hatte in der vorigen Woche berichtet, Sterni-Park verlange von Eltern, die ein Kind aus der Obhut des Vereins adoptieren möchten, „Spenden“.

Ein im August 2000 abgewiesenes Ehepaar habe sich deshalb beim Jugendamt beschwert. Martina und Stephan F. berichteten zudem, Sterni-Park habe ihr Einverständnis für eine Lanzeitreportage über den Weg eines Findelkindes gefordert. Dieses und das Spendenansinnen wies das Ehepaar zurück.

Moysich bestreitet beide Forderungen sowie einen Einfluss auf die Adoptionsentscheidung. Diese liege ohnehin nicht bei Sterni-Park, sondern bei der Adoptionsvermittlung des Jugendamtes. Grund für die Ablehnung des Ehepaares F. – Moysich nannte in der Pressekonferenz dessen vollen Namen – sei gewesen, dass das Kind, ein einige Wochen altes Mädchen, negativ auf den Vater reagiert habe. Dies hätten die Pflegeeltern berichtet, die das Baby in den Wochen zwischen Geburt und Adoption betreut hatten.

Was Moysich nicht sagt: Theoretisch hat Sterni-Park durchaus die Möglichkeit, Adoptionen zu verhindern. Denn seine Mitarbeiter werden häufig Vormünder für die bei ihnen abgegebenen Kinder, so auch im Fall des kleinen Mädchens. Als solche haben sie das Recht, ihr Veto gegen eine Adoptionsentscheidung des Jugendamtes einzulegen. So steht im Fall des Ehepaares F. Aussage gegen Aussage.

Insgesamt sind im vergangenen Jahr fünf Kinder in den Hamburger Babyklappen abgegeben worden, eins wurde einer Mitarbeiterin des Projektes Findelbaby persönlich übergeben. 42 Frauen haben sich seit Dezember 2000 mit dem Wunsch nach einer anonymen Geburt an den Verein gewandt. Die Jüngste war 16 Jahre alt, die älteste 37. Elf von ihnen haben sich noch vor der Geburt entschieden, die A-nonymität aufzugeben, 27 haben anonym im Krankenhaus entbunden. Von diesen 27 wiederum fanden neun Frauen nach der Geburt doch noch einen Weg zum Leben mit Kind, 14 entschieden sich dagegen, vier sind noch unentschieden.

Sterni-Park fordert nun von der Stadt, die Kosten für die sozialpädagogische Betreuung der Schwangeren und für anonyme Entbindungen zu übernehmen. „In der Drogenhilfe werden schließlich auch Angebote für anonyme Hilfe finanziert“, sagt Leiterin Heidi Kaiser. Heike Dierbach