Weiberwirtschaft

Frauenkneipe wird 25: Einige Hamburgerinnen begleitet sie ein halbes Leben  ■ Von Sandra Wilsdorf

Kampf und Kultur, Tratsch und Tanz, Dramen um Damen: Die Frauenkneipe in der Stresemannstraße wird 25, ein Vierteljahhundert ist sie Kneipe nur für Frauen. Ein Frei- und Schutzraum, ein Ort der exklusiven Weiblichkeit, ein politisches Anliegen, kaum ein anderes deutsches Frauenprojekt hat so lange durchgehalten: Am Anfang gab es nachmittags selbstgebackenen Kuchen zu Diskussionen über das Patriarchat und abends Tanz.

Und es gab jede Menge Ärger. Denn einige Männer hatten wenig Verständnis für eine Kneipe, in der der Feminismus lebte und sich amüsierte. „Es stand immer eine an der Tür, denn es gab viele Angriffe“, sagt Anke. Sie kommt seit 19 Jahren hierher, ihr halbes Leben lang. Eine Zeit lang musste es immer nur die Frauenkneipe sein, dann war mal wieder drei Jahre Pause. „Aber als ich wieder kam, habe ich gleich Frauen getroffen, die ich kannte.“ Ein bisschen Wohnzimmer, ein bisschen Familie, ein „ich-bin-wieder-hier-Gefühl“, ein Ort der Beständigkeit.

„Viele der Frauen sind mit uns mitgewachsen – auch in der Birne“, sagt Andrea Gottlieb. Sie erinnert sich noch gut an die Kloppereien und das Kampftrinken füherer Jahre. Sie war 17 Jahre „Gästin“, wie es hier heißt, seit sechs Jahren ist sie Geschäftsführerin – noch immer ohne Gehalt – und wünscht sich manchmal sogar, die Frauen würden wieder mehr trinken. Denn mit Milchkaffee und Wasser lassen sich die Unkosten nur schwer hereinholen, auch wenn hier alle ehrenamtlich arbeiten. Sie will deshalb einen Förderverein gründen. Vom Interieur der 70er über das Weiß der 80er zum Schwarz der 90er: Äußere Veränderungen standen auch für innere Trends. Früher musste frau cool sein, heute darf sie fragen, wer beim Umzug hilft. Wo früher ein Darkroom war, steht heute ein Billardtisch.

Für viele Besucherinnen ist die Frauenkneipe auch ein Ort der Erinnerungen an eine Zeit in denen ihnen klar wurde, dass sie nicht für Jungs, sondern für Mädchen schwärmen. Heute sind etwa 20 Prozent der Besucherinnen heterosexuell. Doch damals kam die Information „ich war am Wocheneende in der Frauenkneipe“ dem Bekenntnis „ich bin lesbisch“ gleich.

„Ich habe hier schon viele Beziehungsdramen gesehen“, sagt Moni, die seit 20 Jahren dabei ist, als Gästin und hinter dem Tresen. Kommt eine, die sie lange nicht gesehen hat, sagt sie: „Schön, dass du wieder da bist.“ Wie in jeder Kneipe sind auch hier die Dramen auf den Wänden der Klos dokumentiert. Mit dem Unterschied, dass hier die eine Protagonistin lesen kann, was die andere geschrieben hat. So wie: „Tina, was man liebt, lässt man gehen und frei sein. Du hast mir so viel gegeben, das bleibt – für immer. Deine Fliegerin.“

Das Geburstagsprogramm beginnt heute abend um 21 Uhr mit „Queerbeat“ und danach „Tanz durch die Jahre mit Dj Flavia, Lorena. Morgen ab 21.30 Uhr „Lluna Llena“, danach Undine K.s Geburtstagsspecial. Sonntag ab 20 Uhr ist „25 Jahre Tanzcafe“