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: Klägliche Reaktion im Streit um Ausstellung

DFB-Präsident bleibt sich treu

„Es tut mir leid, dass ich jemals so etwas gesagt habe. Ich bin mir bewusst, dass diese Sätze des Präsidenten eines großen Sportverbandes nicht würdig sind und ich werde Sorgen tragen, dass Derartiges nicht mehr verkommt. Selbstverständlich wird der DFB die Ausstellung ‚Tatort Stadion‘ mit den zugesagten 5.000 Euro fördern.“ So ungefähr hätte eine angemessene Reaktion von Gerhard Mayer-Vorfelder, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), im Streit um die Wanderausstellung des Bündnisses aktiver Fußballfans (BAFF) zu Rassismus und Diskriminierung aussehen sollen.

Stattdessen erklärte Mayer-Vorfelder in seinem lange überfälligen Statement, wer ihn kenne, wisse, dass er kein Rassist sei, alles andere sei „Diffamierung“, die in der Ausstellung präsentierten Zitate seien „willkürlich ausgesucht“, „aus dem Zusammenhang gerissen“, „zum Teil auch nicht authentisch“. Außerdem offenbarte er ein ziemlich merkwürdiges Demokratieverständnis, indem er die Streichung der 5.000 Euro damit begründete, dass man sich in einer Demokratie schließlich „wehren“ dürfe. Demokratie ist also, wenn die Mächtigen sich gegen die Ohnmächtigen wehren, in dem sie diese aushungern.

Schuldig blieb der DFB-Präsident eine Erläuterung, welches der Zitate, die seit Jahren unwidersprochen kursieren und nun durch die täppische DFB-Reaktion dankenswerterweise noch einmal landesweit publik gemacht wurden, nicht authentisch sei. Interessant auch die Frage, aus welchem Zusammenhang wohl Sätze gerissen sein können wie: „Die Chaoten in Berlin, in der Hafenstraße in Hamburg und in Wackersdorf springen schlimmer rum als die SA damals.“ „Was wird aus der Bundesliga, wenn die Blonden über die Alpen ziehen und stattdessen die Polen, diese Furtoks und Lesniaks, spielen?“ „Hätten wir 1918 die deutschen Kolonien nicht verloren, hätten wir heute in der Nationalmannschaft wahrscheinlich auch nur Spieler aus Deutsch-Südwest.“ „Wenn beim Spiel Bayern gegen Cottbus nur zwei Germanen in der Anfangsformation stehen, kann irgendetwas nicht stimmen.“ Aussagen, die sehr wohl wahlweise als rassistisch, völkisch, diskriminierend, infam interpretiert werden können, aus dem Munde eines hohen Sportfunktionärs durchaus als Nährboden für entsprechende Fan-Gesinnungen taugen und in jede Ausstellung gehören, die sich mit dieser Problematik befasst. Nur konsequent, dass die Veranstalter der Ausstellung, die derzeit in Hamburg gastiert, es ablehnten, die Schautafel „Tatzeugen Vorbilder“ mit dem Mayer-Vorfelder-Komplex abzuhängen.

Umso bedauerlicher, dass der renommierte Gewalt- und Hooligan-Forscher Gunter A. Pilz ebenso jämmerlich vor dem DFB in die Knie ging wie die Vereinigung der Vertragsfußballspieler (vdv) in Gestalt ihres Vizepräsidenten Michael Preetz (Hertha BSC). Beide legten die Schirmherrschaft der Austellung nieder, verblieben ist jetzt nur noch die Politik in Gestalt des aufrechten Bundestagspräsidenten Wolfgang Thierse.

Wenn einer der größten Sportverbände der Welt einen Chef hat, der nicht zitierfähig ist, dann ist das bedauerlich. Peinlich wird es, wenn dieser Verband mit Zensurmaßnahmen zu verhindern sucht, dass sein Oberhaupt zitiert wird. Anstatt zu beklagen, dass der DFB-Präsident „in die rassistische Ecke“ gestellt werden solle, wäre es allemal besser, sich einen zu wählen, der in diese Ecke gar nicht erst passt. MATTI LIESKE