Drei neue Werte im Index

Im Natur-Aktien-Index gab es einen Wechsel: Raus sind Whole Foods Market, Kunert und Bank Ochrony. Drin sind jetzt die Amerikaner Interface und FunnieMae sowie die deutsche Condomi AG

„Die konsequentesten Kriterien für ökologische Geldanlagen“

Die ökologischen und sozialen Maßstäbe des Natur-Aktien-Index (NAI) seien „weit und breit die konsequentesten Auswahlkriterien für ökologische Geldanlagen“, betont Horst Hamm, Sprecher des NAI-Ausschusses. Und das nehmen die darin vertretenen Experten sehr ernst, darunter das Wuppertal-Institut, Germanwatch und das Südwind-Institut. Die Gruppe entscheidet über Aufnahme von Unternehmen in den NAI – oder über deren Ausschluss.

So geschehen zum Jahreswechsel 2002: Gleich drei Firmen mussten jetzt ihre Plätze im Index räumen. Ausgeschlossen wurde Whole Foods Market Inc. (USA, Naturkost-Einzelhandel) „wegen Verstoßes gegen die NAI-Kriterien“. Dies dürfte nicht zuletzt deshalb bitter sein, weil die oft gelobte Firma von Anfang an im Index vertreten war, der 1997 von Öko-Invest-Herausgeber Max Deml im Auftrag der Zeitschrift natur & kosmos entwickelt wurde. Whole Foods startete 1980 mit einem kleinen Laden, heißt es in einem Firmenprofil des hannoverschen Instituts Markt-Umwelt-Gesellschaft (imug) aus dem vergangenen Jahr, und wuchs seitdem zu einer Handelskette mit rund 120 Geschäften in mehr als 20 US-Bundesstaaten. Doch imug investment research mahnte in dem Papier bereits, dass die „Entwicklung genau beobachtet“ werden müsse. Eine gewerkschaftliche Interessenvertretung für die schon im Jahr 2000 mehr als 18.000 Beschäftigten „existiert in keinem der Märkte“, fand imug research heraus. Dem Unternehmen wirft der Ausschuss nun „gravierende Behinderungen der freien Gewerkschaftstätigkeit“ vor.

Wegen „geringer Handelbarkeit“ wurden außerdem die Kunert AG (Deutschland, Bekleidung) aus dem NAI verstoßen sowie die Bank Ochrony Srodowiska (Polen, Umweltbank).

Aufnahme fanden hingegen die beiden amerikanischen Firmen FannieMae (Finanzdienstleistungen) und Interface (Bodenbeläge). Dritte im Bunde ist die Condomi AG, Köln. Das Unternehmen ist größter deutscher – der Name lässt es vermuten – Kondomproduzent und gehört laut einem Unternehmensprofil von imug „weltweit zum oberen Drittel der größten 50 Kondom-Firmen“. Die frühere GmbH ging Ende 1999 als AG an die Börse. Nach Angaben des Börsenbriefes Öko-Invest sei Condomi mit „nur knapp 500 Mitarbeitern“ zwar wesentlich kleiner als Kunert, habe jedoch mit zuletzt 99 Prozent und 124 Prozent „extrem hohe jährliche Umsatzwachstumsraten“. Auch die Börsenumsätze seien „wesentlich höher“. Der Kurs der zu 16 Euro emittierten Aktie schwankte laut Öko-Invest von Februar bis September 2001 zwischen 31 und 13,45 Euro.

NAI-Firmen müssen zwei von vier Kriterien erfüllen: Das Unternehmen bietet Produkte oder Dienstleistungen an, die „einen wesentlichen Beitrag zur ökologisch und sozial nachhaltigen Lösung zentraler Menschheitsprobleme“ leisten; es ist Branchen-Vorreiter im Hinblick auf die Produktgestaltung; es ist Branchen-Vorreiter im Hinblick auf die technische Gestaltung des Produktions- und Absatzprozesses; es ist Branchen-Vorreiter hinsichtlich der sozialen Gestaltung des Produktions- und Absatzprozesses.

Nicht aufgenommen werden oder im Index verbleiben dürfen Werte von Unternehmen, die beispielsweise Atomtechnologie sowie Rüstungsgüter erzeugen oder vermarkten, Frauen, soziale oder ethnische Minderheiten diskriminieren, Kinderarbeit oder Zwangsarbeit betreiben lassen, umweltschädigende Produkte erzeugen oder deren Erzeugung fördern, um nur einiges zu nennen.

NAI mit deutlichem Vorsprung von 15 Prozent vor dem Index MSCI World

Bei der Einhaltung dieser Kriterien ist der NAI-Ausschuss unerbittlich, wie bei Whole Foods zu sehen, denn auch „die Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeiten“ gehört zu dem Negativkatalog. Und nur dessen konsequente Anwendung kann für Öko-Anleger die Glaubwürdigkeit des Index erhalten. Davon profitieren auch Investoren in den Aktienfonds GreenEffects (WKN 580 265), der als einziger Fonds auf dem Natur-Aktien-Index basiert. Gegründet wurde er im November 2000 in Irland, der Vertrieb in Deutschland durch die Hamburger Securvita Finanzdienstleistungen GmbH startete im Mai 2001.

Umweltfreundliches Wirtschaften sei auch in den Turbulenzen der vergangenen Monate „vorteilhaft an der Börse“, teilt GreenEffects-Sprecher Norbert Schnorbach mit. Er resümiert, dass sich grüne Aktien „auch im schwierigen Börsenjahr 2001 gut behauptet“ hätten. Demnach habe der internationale Natur-Aktien-Index „sogar einen deutlichen Vorsprung von gut 15 Prozent vor dem konventionellen Weltindex MSCI World“ erzielt. Zu den erfolgreichsten der 20 Werte gehörten den Angaben zufolge die drei amerikanischen Unternehmen Horizon Organic Holding Corp. (+272 Prozent; Bio-Milch), Gaiam Inc. (+41 Prozent; Internet und Handel), AstroPower Inc. (+19 Prozent; Solarenergie) sowie die österreichische Mayr-Melnhof Karton AG (+13 Prozent; Verpackung und Recycling). ANDREAS LOHSE

NAI: www.oeko-invest.de; Info zum Fonds: Securvita Finanzdienstleistungen GmbH, www.greeneffects.de, Tel. 08 00 – 6 00 77 77 (gebührenfrei)