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Werner Müller, sein Faible für Großkonzerne und die Ruhrgas-Übernahme

Bundeswirtschaftsminister Werner Müller hat ein Faible für die Großen: Deutsche Konzerne sollen weltweit in der Ersten Liga spielen. Zum Beispiel trat er stets dafür ein, dass sich die noch bundeseigene Post AG einmal als weltweites Logistikunternehmen etabliert. Von dieser Einstellung könnte auch Eon profitieren, Deutschlands größter Energiekonzern. Eon will die Ruhrgas AG aufkaufen – und würde damit den Gasmarkt in Deutschland beherrschen. Deshalb hat das Bundeskartellamt die Übernahme untersagt. Nun hofft Eon auf Müller: Durch eine so genannte Ministererlaubnis könnte er die Transaktion doch noch ermöglichen. Mit der seltenen Ministererlaubnis kann sich ein Wirtschaftsminister über einen Kartellamtsbeschluss hinwegsetzen, wenn er andere Interessen der Allgemeinheit für wichtiger hält als Wettbewerbsbedenken. Zwar versicherte Müller gestern, die Entscheidung sei offen. Allerdings erklärte er schon mehrfach, Deutschland brauche große Konzerne, um international zu bestehen – auch in der Energiewirtschaft.

Die Denkweise der alten Industrie ist dem Minister vertraut: „Sein ganzes Leben saß er in Großkonzernen. Das hat ihn geprägt“, sagt der FDP-Politiker Rainer Brüderle, der den Minister nach der Bundestagswahl beerben möchte. Ab 1973 arbeitete Müller beim Energiekonzern RWE, seit 1980 bei Veba, einem Vorgänger von Eon. Die Old Economy versuchte Müller zu modernisieren. Bei Veba bereitete er den Ausstieg aus der Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf und das Ende des schnellen Brüters von Kalkar vor. Für Bundeskanzler Gerhard Schröder brachte er den Atomkonsens unter Dach und Fach. 1998 hatte Schröder Müller zur Übernahme des Ministeramts überredet, nachdem der New-Economy-Manager Jost Stollmann abgesprungen war. Mit wirtschaftspolitischen Visionen und Konzepten zum wichtigen Wahlkampfthema Arbeitslosigkeit glänzt Müller eher selten. FOTO: DETLEV SCHILKE