Geheime Kanadier im Auftrag der Indie-Kunst

■ Songs: Ohia, June Panic und Scout Niblett: „Secretly Canadian“-Abend in der Schilleroper

„Musik ist für uns eine Kunstform“, sagt Jonathan Cargill. „Wir sind Musikliebhaber und bringen Platten raus, von denen wir meinen, sie sollten gehört werden.“ Cargills Werdegang als Chef einer Plattenfirma ist eigentlich ganz klassisch: 1996 gründete er zusammen mit zwei Freunden in Bloomington, Indiana, das Label Secretly Canadian. „Wir hatten damals absolut keine Ahnung wie sowas läuft. Wir wussten nur, dass wir diese Songs veröffentlichen wollen.“

Bei „diesen Songs“ handelte es sich um Aufnahmen von June Panic, einem Singer-Songwriter aus Fargo, North Dakota. Atonales Durcheinander wusste er mit traditionellen Folcklängen zu verbinden, wobei seine Gesangsmelodien unweigerlich Bob Dylan assoziieren ließen. June Panic hat seit damals drei Alben auf Secretly Canadian herausgebracht.

Bekannter allerdings ist sein Labelmate Jason Molina alias Songs: Ohia – und das nicht nur, weil er über eine gewisse Ähnlichkeit mit Chris de Burgh verfügt. Der kleinwüchsige Endzwanziger mit den buschigen Augenbrauen lässt sich nicht gerne in Schubladen stecken: „Ich habe keinen Country- oder Folk-Background und ich würde auch meine Musik nicht so bezeichnen.“ Tatsächlich begann Molinas musikalische Karriere als Bassist in Heavy Metal-Bands. „Meine Eltern hörten Hardrock, damit bin ich aufgewachsen. Ich glaube, ich kann noch von fast allen Iron Maiden-Songs den Basslauf spielen“, gesteht er nicht ganz ohne Stolz.

Noch heute spielt er auf einer Gitarre mit nur vier Saiten, weil ihn sechs Saiten „total überfordern“ würden. Um der Einsamkeit im Studio zu entgehen, lädt Songs: Ohia für seine Aufnahmesessions immer ein paar MusikerInnen ein. So kam es bereits zu Zusammenarbeiten mit Edith Frost, Alasdair Roberts und Arab Strap. „Es geht mir mehr um die Persönlichkeit der Leute als um deren Talent. Zu sehen, wie andere mit meinen Songs umgehen, ist für mich ein spannendes Experiment!“ Ein lohnenswertes zudem für Cargill und seine Kollegen, denn Songs: Ohia hat bereits fünf Alben eingespielt, die sich auch hierzulande großer Beliebtheit erfreuen.

Neu im Hause Secretly Canadian ist Scout Niblett, ein Duo aus dem Norden Englands. Im Vordergrund steht die Gitarristin und Sängerin Emma Louise Niblett, deren Stimme in Ausdruck und Intensität vergleichbar mit der von Cat Power ist. Längst ist Secretly Canadian unter Fachmännern- und frauen zu einem verlässlichen Qualitätslabel geworden. Für Jonathan Cargill mauserte sich die Liebhaberei indes zum Vollzeitjob. Die Musik ist nun nicht mehr nur Kunstform, sondern auch eine verlässliche Einnahmequelle. Sandra Ziegelmüller

Sonntag, 21 Uhr, Schilleroper