unterm strich:
Kunst als politische Geisel: Im Juni vergangenen Jahres war Marc Chagalls Studie „Über Witebsk“ bei einer Feier aus dem Jüdischen Museum in New York entwendet worden. Später hatte eine Gruppe, die sich „Komitee für Kunst und Frieden“ nannte, erklärt, das Bild werde erst zurückgegeben, wenn Israelis und Palästinenser Frieden schlössen. Jetzt ist das Bild wieder aufgetaucht: in einer Posteinrichtung im US-Staat Kansas, unzustellbar adressiert.
Wahrscheinlich haben die Entführer jede Hoffnung auf baldigen Frieden aufgegeben, angesichts der gesteigerten Gewalt zwischen Israel und Palästina. Kunstdiebe treten nicht selten mit politisch missionarischen Motiven auf.
Auch in Irland und Spanien wurde Kunst schon als Geisel im polititischen Kampf genommen; meistens aber taucht die Beute später wieder auf, in Schließfächern, auf Bahnhöfen abgestellt, den Behörden unauffällig in die Hände gespielt. Zusammengetragen hat solche Fälle Winfried Löschburg in dem Buch „Leere Bilderrahmen, geköpfte Tempelgötter. Kunstdiebstähle der letzten Jahrzehnte“.
1995 wurde der Gesamtwert der Raubzüge auf zehn Milliarden Mark geschätzt.
Vor allem in Ländern, wo sich wenige Museen um die Kunst kümmern, haben Diebe leichte Beute, wie in China und Teilen Afrikas. Das Land Sachsen konnte jetzt für 6,9 Millionen Euro eine Kunstsammlung aus dem Königreich Benin, dem heutigen Nigeria, erwerben. Die Skulpturen aus Elfenbein, Bronze und Holz stammen von dem Leipziger Forschungsreisenden Hans Meyer (1858–1929). Seine Erben sind die glücklichen Verkäufer. Berühmt wurde die Sammlung auch durch das Interesse der Expressionisten an den Künstlern aus Benin.
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