■ UrDrüs wahre Kolumne
: Die Weiten des Alls

Kein Mieter für die Gewerbeflächen im Space Park in Sicht: Vermutlich wird Schulenberg schon ganz raschelig bei dem Gedanken, wie er sich ein paar tausend Quadratmeter davon kostenlos auf die Seite bringen kann, eventuell verbunden mit der Zusage, dafür das Bremer Theater und die Glocke als Spielstätte zu übernehmen, solange sich das irgendwie trägt. Da aber selbst im Senat derzeit alle Alarmglocken läuten würden, wenn der Kerl sich wieder mal die Pappnase des ehrbaren Kaufmanns aufsetzt, wird er wohl einen Strohmann ins Feld schicken: eigentlich eine dankbare Aufgabe für junge Schauspieler, die bislang vergebens auf eine Chance als Räuber Hotzenplotz warteten ...

Manchmal haben kindische Gemüter auch in meinem Haushalt die Rundfunkskala verdreht und schon hört man morgens beim Frühstücken die Nachrichten von ffn. Und dort kündet der Sprecher plötzlich von einer „Initiative zur Halbierung der Sozialhilfeempfänger.“Tja, so denken sich das die Herren wohl. Vermutlich so unblutig wie möglich und so schmerzhaft wie nötig...

So ganz und gar verstehen kann ich ja bei aller kollegialen Solidarität nicht, dass der Journalistenverband so um die paar Pfennige alter Währung beim Zeilenhonorar der Nordsee-Zeitung barmt, die den Autoren bei der hauseigenen Währungsumrech-nung auf Cent und Euro verloren gingen. Schließlich argumentieren die Verleger ja durchaus richtig, wenn sie diese Abrundung mit den „Ereignissen des 11. September“ begründen: Oder ist es bei den Zeilenschindern an der Küste nicht auch zur schönen Übung geworden, jeden Beitrag zur Jahreshauptversammlung von Feuerwehr, Marinekameradschaft oder Heimatverein mit einem stereotypen Hinweis auf dieses Datum zu versehen: Bringt doch jeweils hundert oder zweihundert Anschläge zusätzlich – so rechnet sich publizistische Gedankenfreiheit!

Begeistern konnte mich zunächst eine Zufallsbekanntschaft im Zug: Hemmungslos und ganz spontan konnte ich mich mit einem älteren Herrn bei der Zeitungslektüre im Abteil über die US-amerikanischen Foltercamps für Taliban-Kämpfer in Guantanamo ereifern. Bis er dann plötzlich triumphierend feststellte: „Und unse-rer Wehrmacht hat man vorgeworfen, dass sie mit Partisanen nicht so zimperlich umging. Der amerikanische Jude aber darf das!“ Leider blieb mir vor Wut die Spucke weg: Ein Königreich für ein Lama, in solchen Augenblicken!

„Einigung für das Waller Fleet in Aussicht“ jubelt der Weserkurier etwas voreilig und meint wohl tatsächlich, dass die Bewohner von Parzellistan sich dem Senats-Ansinnen beugen, umgehend mitsamt ihren Häuschen der Abrissbirne zu weichen, sofern sie dort nicht schon seit anno Toback siedeln. Die Gemeine Quecke aber, sie krallt sich im Boden fest, wird vom Heer der Gartenzwerge mit Forke und Spaten unterstützt und wenn die Kaputtmach-Bagger dann im Fleet versinken und dabei die Mittelklassewagen der Planer mit in den Urschlamm reißen, dann schauen sich Gartenfrau und Gartenmann/ganz besonders fröhlich an. So sei es, Amen, endlich Schluss mit der Debatte!

Kohl und Pinkel mit der Feldpost nach Kabul – so fordert es die Junge Union der Oldenburger Strunkprovinzen schelmisch für die deutsche Wehrmacht im Fronteinsatz. Darf es sich der CDU-Nachwuchs wirklich so einfache mit der historischen Entsorgung von Kohl und all den feinen Pinkeln hinter, mit und neben ihm machen? Mehr Respekt, bittesehr!

Ist das nun schon pathologischer Reflex oder schlichte Wahrnehmung des Wahrscheinlichen? Den Volker Rühe mit seiner Forderung nach 1,5 zusätzlichen Milliarden ans Kriegsministerium für den Bundeswehr-Airbus zu hören und dabei den Kontovermerk „nützliche Aufwendungen“ zu sehen, ist fast schon eins geworden. Sind natürlich alles Arbeitsplätze für die Region. Soviel zum Thema Unschuld.

Den verehrlichen Grünen/welche heuer/auch in Bremen und Niedersachsen zu kandidieren gedenken, sei die unverschämte Rüge ihres öberschten Plakat- und Arschgesichts Joschka für die durchaus richtige Feststellung des tschechischen Ministerpräsidenten um die Ohren gehauen, wonach die Sudetendeutschen einst eine 5. Kolonne der Nazis darstellten. Ja was denn sonst? Vermutlich nimmt der Außenminister bereits Nachhilfe in Doitscher Geschichte bei Horst Mahler. Und freuen wir uns bereits auf den Auftritt des Spitzenkandidaten beim nächsten Schlesiertreffen: Auch die Polen sollen uns kennenlernen! Erspart ihnen vielleicht einige Illusionen über ihre Rolle im großen Europa. Trösten kann am Ende nur der relativierende Blick in die schier endlosen Weiten des Alls: zum 50Geburtstag des Bremer Olbers-Planetariums nachhaltig empfohlen von

Ulrich
„Kosmos“ Reineking