Der Killer packt aus: 5.000 Mark für Mord

„Die muss einfach weg.“ Der Auftragsmörder belastet den Brandenburger Exbauminister Jochen Wolf schwer

Er ist der wichtigste Zeuge, und sein Auftritt vor Gericht ist einem Manne seines Schlages würdig. Der gelernte Stahlbauschlosser und ehemalige Fremdenlegionär aus Wuppertal verkörpert die Rolle gut, die ihm Menschen, die ihn schon lange kennen, zubilligen: Ralf M. ist ein Schlitzohr. Seine schwarzen Lackschuhe glänzen; Ralf M. tritt breitbeinig vor den Richter, die rechte Hand behält er in der Tasche seiner weiten Bundfaltenhose. Ja, sagt der 41-Jährige mit heiserer Stimme, ja, es stimmt, er sei vom ehemaligen Brandenburger Bauminister Jochen Wolf als Killer angeheuert worden. Mit diesem Satz macht Ralf M., was die Potsdamer Staatsanwaltschaft von ihm erwartet: Er packt aus.

Für den Angeklagten Jochen Wolf sieht es nach dem gestrigen Verhandlungstag schlecht aus. Dem ehemaligen SPD-Politiker wird vorgeworfen, in den Jahren 1997 und 2000 versucht zu haben, einen Auftragsmörder auf seine Ehefrau anzusetzen. Die detaillierten Schilderungen des Zeugen bestätigen diesen Verdacht. Immer wieder habe der Angeklagte ihn zum Mord an Ursula Wolf gedrängt, meint Ralf M. In einer Reinickendorfer Grünanlage habe er ihm als Anzahlung „5.000 Mark in gemischten Scheinen“ übergeben, ihn angeschrien: „Die muss einfach weg!“

Er selbst, erklärt Ralf M. weiter, habe dagegen nie die Absicht gehabt, den Auftrag wirklich auszuführen. Ein schnelles Geschäft, „das Geld abgreifen und verschwinden“ – das war der Plan. Damit Wolf ihm den vermeintlichen Mörder aus der Halbwelt abnahm, hat sich Ralf M. vor den Treffen die Haare kurz geschoren und schwarze Lederkleidung angezogen, eben „einfach der Vorstellung von einem Killer entsprochen“.

Der Rest bestand aus Hinhaltetaktik. Den Termin für den vermeintlichen Mord hat Ralf M. immer wieder hinausgeschoben. Als ihm im Dezember 2000 wegen einer Betrugsangelegenheit in Wuppertal eine Haftstrafe blühte, hat er schließlich ganz die Seiten gewechselt, die Sache der Polizei anvertraut. „Ich wollte es aus dem Kopf haben“, meint er heute. Zu seiner Glaubwürdigkeit trägt die Aussage eines Wuppertaler Polizisten bei. Demnach habe Ralf M. schon in der Vergangenheit mit der Polizei kooperiert. Damals habe er als Spitzel den Behörden Informationen aus der Drogenszene geliefert.

Nach seiner Verhaftung im Juli vergangenen Jahres hatte Jochen Wolf das Komplott gegen seine Frau bereits gestanden. Am Potsdamer Landgericht hat der Angeklagte zwar bisher geschwiegen. Vom Selbstvertrauen, mit dem er sich an den vorangegangenen Prozesstagen den Blitzlichtern der Fotografen gestellt hatte, als ginge es gleich los zu einer Pressefahrt ins Grüne, von dieser schönen Sicherheit ist jedoch nach der Vernehmung des vermeintlichen Killers nichts zurückgeblieben. Zusammengesunken sitzt Wolf auf seinem Stuhl, den Blick gesenkt. Die Farbe seines roten Pullovers wirkt heute zu sportlich für den Anlass. Bei einer Verurteilung drohen ihm 15 Jahre Haft. Seine Frau wird noch als Zeugin gehört. KIRSTEN KÜPPERS