Zimmer mit Aussicht

In Frauenzufluchtshäusern können Frauen sich eine Auszeit nehmen, um ihr Leben in Ruhe neu zu ordnen

Praktische Hilfe ist eher unspektkulär. Das zeigt auch eine kleine Ausstellung, die seit Mitte letzter Woche im Bezirksamt Mitte zu sehen ist. Dort stellen sich zwei Projekte vor, die misshandelten Frauen Zufluchtswohnungen auf Zeit anbieten.

In Berlin werden jedes Jahr nach Schätzungen der Ausstellungsmacher 800.000 Frauen geschlagen und misshandelt, wobei über 90 Prozent der Gewalt von Männern ausgeht. 239 von ihnen haben in den letzten zehn Jahren Unterschlupf bei dem Projekt „Augusta“ gefunden. Vier komplett möblierte Wohnungen warten hier mit zwölf Zimmern auf die Frauen, die sich für einen Bruch mit ihrem bisherigen Leben entschieden haben. „Im Gegensatz zu klassischen Frauenhäusern kommen zu uns Frauen, die ihr Leben endgültig neu ordnen wollen und sich von der psychischen und physischen Gewalt ihrer Partner erholen müssen,“ erklärt Mitarbeiterin Sabine Oesterheld.

Auch das Projekt „FrauenOrt“ arbeitet nach dem gleichen Prinzip, bietet aber auch Betreuung und Beratung für Kinder. Denn die leiden nicht nur unter der familiären Situation, sondern müssen sich gleichzeitig in einem neuen sozialen Umfeld einleben. Deshalb hilft eine Sozialpädagogin, den Wohnbezirk zu entdecken und Freizeitangebote kennen zu lernen.

Die Ausstellung im Bezirksamt soll nicht nur Frauen ansprechen, die zu Hause mit Gewalt konfrontiert sind. „Wir wollen das Thema immer wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen“, so Oesterheld, „auch als Gewaltprävention.“ ANN