philipp maußhardt über Klatsch
: Harry Pot-Head

Die Kinder der Royals sind wie wir – meistens sogar noch braver. Aber für unsere Skandale interessiert sich keiner

Prinz Charles soll ihn ja selbst dabei erwischt haben. Natürlich steht davon wieder nichts im Royal Report. Aber anderswo. Also noch einmal: Prinz Charles persönlich kam auf dem Landsitz Highgrove (sprich: Haikrauf) in der Grafschaft Gloucestershire (sprich: Wuschtersoße) dazu, als sein Sohn Harry, 17, an einer Haschischzigarette zog. Weil aber Harry Pot-Head (sprich: Kiff-Kopf) nicht zum ersten Mal sich berauschte, sondern verschiedentlich in einem Pub in der Grafschaft Witshire gesichtet wurde (unter dem Tisch), entschloss sich Papa Charles, seinen Sohnemann zur Ermahnung und Warnung für einen Tag in eine Südlondoner Suchtklinik einzuweisen. Dort hat ihn der Klinikdirektor über die Gefahren von Suchtkrankheiten aufgeklärt.

So ist das mit den Kindern der Royals. Wir wissen alles über sie. Bruder William, 19, soll es ja schon einmal mit einer Unbekannten im Zelt getrieben haben. Und an der schottischen Universität St. Andrews, an der William seit vergangenem Jahr studiert, hat er sich beim Einführungsritual mit blauem Rasierschaum eingeseift. Das ist eine Nachricht, selbst für den Spiegel. Blick in die Welt. Die korrekte Reaktion des korrekten Lesers: Mein Gott, diese armen Kinder. Auf Schritt und Tritt beobachtet. Danke, weiterblättern.

Jesses, was haben wir gesoffen, damals bei Birgit Vöhringer in Unterhausen. Bailey’s mit Cola. Heike wurde sogar ohnmächtig. Als uns unsere Eltern nach dem Geburtstag abholten, waren sie natürlich auch not amused. Aber da stand nichts davon anderntags im Reutlinger Generalanzeiger. No names, no news. Jetzt ist aber genug mit englisch, sprechen wir mal Spanisch, sprechen wir von verguenza, von Schande. Kronprinz Felipe trennt sich von seiner norwegischen Freundin Eva Sannum, weil das Unterwäsche-Model nicht an den Hof passt. Pappi hat’s verboten. … der Grahaben war vihihiel zu tief. Was für Feiglinge aus solchen Familien herauskommen, wenn man sie nur frühzeitig in Suchtkliniken steckt, zeigt dieses Beispiel.

Schade, dass wir Deutschen immer erst Übersetzer brauchen, um uns die schönsten Geschichten erzählen zu lassen. Prinzessin Madeleine von Schweden hat jetzt ihr Studium in England abgebrochen, weil die Prinzessin es nicht mehr ertrug, dass immer Fotografen vor der Türe standen. Märthe-Louise von Norwegen, die Schwägerin von Mette-Marit, wird am 24. Mai in Trondheim ihren Ari Behn heiraten. Ob das gut geht, wo sich der junge bürgerliche Schriftsteller Ari schon einmal gegen die Monarchie geäußert hat? Dass der Drittgeborene aus dem belgischen Königshaus eher auf Männer steht, ist allgemein bekannt.

Was wissen wir eigentlich über die Kinder von König Johannes Rau? Wenig, wenig. Peter Kohl hat ja immerhin eine Türkin geheiratet. Aber so richtigen Glamour hatte der nicht. Unsere wirklichen Royals verstecken dagegen ihre Kinder schon als Babys im Ausland. Jaden Gil (Sohn von Steffi Graf) war ja immerhin vorgestern erstmals in Mannheim (Bild : Schau her, so sieht die Heimat deiner Mami aus.) Und Anna Ermakowa … nicht auszudenken die Aufregung, wenn sie als 14-Jährige dereinst im kurzen Kleidchen auf einem Londoner Tenniscourt stehen wird.

Die Söhne und Töchter, die hier groß geworden sind, machen nur wenig her: Armer Oliver Juhnke! (Ich lebe vom Geld meiner Eltern), oder Benjamin Teewag, Sohn von Uschi Glas (betrunken am Steuer). Auch Frederic Lafontaine (mit Drogen am Bahnhof erwischt) ist nicht wirklich prominent. Da ist noch Platz. Da könnte sich noch was entwickeln.

Was weiß eigentlich Michael Graeter zu alledem? Kenn-Se-den-noch? Das ist der deutsche Klatschreporter, der nebenbei in der Kultserie „Kir Royal“ für Baby Schimmerlos Pate stand. Macht heute weniger beachtet Society-Geschichten für die Neue Revue. Aber wem es wirklich mal langweilig ist, der findet immer noch mindestens ein Schmankerl auf Graeters Internetseite (www.michaelgraeter.de). Gestern stand da, dass Gunter Sachs seinem 19-jährigen Sohn Halifax in München eine Villa für 13 Millionen Mark gekauft hat. Nicht uninteressant. Und dass Hardy Rodenstock in Kitzbühel eine nette Party gab. Gerd Käfer war dabei und Fritz Wepper auch. Ach, die Weppers. Die haben doch auch Kinder? Was die wohl machen …

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