Manager diskutieren lieber allein

Ein großes Fernseh-Streitgespräch zwischen dem Weltwirtschaftsforum in New York und dem globalisierungskritischen Gipfel in Porto Alegre wird es dieses Jahr nicht geben. Die Weltelite will sich nicht noch einmal öffentlich beschimpfen lassen

von HANNES KOCH

Einen öffentlichen Dialog mit den Globalisierungskritikern wollen die Organisatoren des Weltwirtschaftsforums möglichst vermeiden. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr wird es deshalb keinen offiziellen Austausch zwischen dem Kongress der Wirtschaftselite, der statt in Davos diesmal ausnahmsweise in New York stattfindet, und dem kritischen Weltsozialforum im brasilianischen Porto Alegre geben. Beide Veranstaltungen beginnen am Donnerstag kommender Woche.

„Die Satellitenübertragung im vergangenen Jahr war peinlich“, sagte Charles McLean, Sprecher des Wirtschaftsforums. „Man hatte uns eine Diskussion auf hohem Niveau ohne persönliche Angriffe versprochen.“ Das Gegenteil aber sei passiert. In der Tat hatte etwa die argentinische Menschenrechtlerin Hebe de Bonafini den US-Finanzspekulanten George Soros als „Feind“ und „Monster“ bezeichnet. De Bonafini saß im Januar 2001 in Porto Alegre vor der Kamera, Soros in Davos. Organisiert hatte die Satellitenkonferenz, die unter anderem der Fernsehkanal Arte übertrug, ein französischer Journalist.

Anfang Dezember vergangenen Jahres trafen sich Vertreter der globalisierungskritischen Organisation Attac und des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Paris. Dabei erklärte das WEF, auf einen großen Mediendialog verzichten zu wollen. „Wir sprechen lieber persönlich mit Attac“, sagt Charles McLean. Mehrmals habe man sich bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit zusammengesetzt und verschiedene Themen diskutiert. Das sei wesentlich nützlicher, so McLean.

Im Attac-Hauptquartier in Paris hält man die Fernsehdiskussion dagegen für gut. „Im vergangenen Jahr konnten wir sie mit unseren Argumenten öffentlich konfrontieren“, begründet Globalisierungskritiker Christoph Aguiton. Doch daraus wird 2002 fast nichts. Manager und Kritiker konnten sich nur auf einen kurzen gemeinsamen Fernsehauftritt einigen – in französischer Sprache. Das Schweizer Fernsehen überträgt ein zwanzigminütiges Streitgespräch im Rahmen einer Magazinsendung am 4. Februar. Wenn die Konferenzen beendet sind, will das Weltwirtschaftsforum neue Gespräche mit Attac darüber aufnehmen, wie man sich in Zukunft „konstruktiv“ auseinander setzen könne. Das erklärte gestern Sarah Safar, die beim WEF für die Kontakte zu den Nichtregierungsorganisationen zuständig ist, gegenüber der taz.

2003 soll das Weltwirtschaftsforum wieder in Davos stattfinden. Dieses Jahr hatte sich Organisator Charles Schwab für New York entschieden. Nach den zum Teil gewältigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten im vergangenen Jahr, waren WEF und Schweizer Behörden uneins, wer die Sicherheitsmaßnahmen bezahlen solle. Jetzt erklärte sich die Schweizer Bundesregierung bereit, 80 Prozent der Sicherheitskosten bis 2005 übernehmen und damit 3 bis 4 Millionen Schweizer Franken (2 bis 2,7 Millionen Euro) jährlich zuschießen.

Außerdem soll 2003 parallel zum eigentlich Wirtschaftsforum eine groß angelegte Dialogveranstaltung abgehalten werden. Diese organisiert die Stiftung „In the Spirit of Davos“. Die Organisation setzt sich für eine zivile Kommunikation zwischen Befürwortern und Gegnern der Globalisierung ein.