Komische Impressionen

betr.: „Flirrendes, verrätseltes Nerventheater“, taz vom 14.01.

Eines vorweggesagt: Eine journalistische Meisterleistung war diese Kritik nicht. Mit welchem Recht zieht Herr Irler das Stück „Maria, Woyzeck, ...“ so hinunter? Muss das „Junge Theater“ nun Büßer dafür sein, dass Herr Irler das Stück nicht verstanden hat und mit seinem sehr negativ gehaltenen Schlusssatz das Publikum abhält? Wie er selbst schon recht erkannt hat, schrieb Büchner 1836 den Woyzeck; jedoch die Inszenierung wird nicht von, sondern nach Büchners Woyzeck gespielt. Somit haben die Regisseure, die Darsteller, etc. aber auch vor allem die Zuschauer, die Freiheit dieser zeitlich wechselnden Vorstellung mit jeglichem Gefühl von Erstaunen, Trauer, Angst, Vergnügen und Heiterkeit zu folgen – jedem so, wie es ihm beliebt. Bei der Beschreibung der Inszenierung scheint Herrn Irler entgangen zu sein, dass sich die Vergangenheiten der Marie und des Woyzeck im Hintergrund des Bühnenbildes abspielen und die dramatische Gegenwart auf einer schmalen Bühne im Vordergrund Platz findet. Applaus für die Inszenierung, die für jederman etwas ist, ob man das Stück vorher gelesen hat oder nicht! Und Daumenschrauben für Herrn Irler, der sich Zeit einkalkulieren sollte für schöpferische Freiheiten, und dann „Marie, Woyzeck“ einmal unvoreingenommen betrachten sollte. Britta Beining