Let the Kuckuck shine in

■ Gestern meldete die Betreibergesellschaft des Musicals „Hair“ Insolvenz an. Vorerst wird weitergespielt. Aber was kommt dann? Die Grünen fordern einen Runden Tisch

Die Schauspieler des Musicals Hair am Richtweg sind unbegreiflicherweise bester Laune. „Let the sun shine in“, singen sie für die Presse und andere Mitarbeiter, die gerade erfahren haben, dass die Betreibergesellschaft beim Amtsgericht einen Antrag auf Insolvenzprüfung gestellt hat. „Die Frage der Schuld stellt sich im Moment für mich nicht“, behauptet René Meyer-Brede, Geschäftsführer des Musicals. Und doch wimmelte es in seiner Ansprache von Vorwürfen: Man habe bei der Stadt eine „kraftvolle Unterstützung“ im Rahmen des Stadtmarketings angemahnt, sie aber dann wider die Absprachen nicht bekommen. Das Musical sei Teil der „ehrgeizigen städtischen Pläne“ der Tourismusförderung, zu denen auch der Space-Park gehöre, „dessen Eröffnungstermin noch nicht feststeht“; ebenso der nicht in Anfgriff genommene Ocean-Park und das „inzwischen modifizierte Konzept Rhodarium“ . Im Klartext: Die Stadt hat keine Ahnung von Tourismus und Tourismusförderung. Spitze Worte gehen auch an eine andere Adresse: In Zukunft „werden regelmäßige Aufführungen des beliebten Genres Musical nur im subventionierten Stadttheater zu sehen sein.“

Und genau dieses Stadttheater soll als Zwischenmieter die Blamage der Stadt, eine auf Staatskosten zum Theater umgebaute Immobilie leer stehen zu lassen, ein wenig hinauszögern. Thorsten Haar, der Sprecher der Hanseatischen Veranstaltungs-GmbH, die den Umbau finanziert hat und mit 4,4 Millionen Mark im Jahr abzahlt, bestätigt die Idee: „Wir gehen in die Situation heute nicht unvorbereitet“. Der Besitzer der Immobilie, die Korn-Arend-Gruppe aus Frankfurt, will dann natürlich auch Miete von der Stadt sehen. Was aber passiert, wenn das Theater wieder zurück ins eigene sanierte Haus kann, weiß keiner. „Schaun wer mal“, sagt ganz entspannt Immobilienbesitzer Peter Arend. Streit mit der Stadt sieht er nicht kommen, auch wenn die Verträge Schönwetter-Verträge seien: „Lösungen für Probleme sind darin nicht enthalten“. Senatssprecher Klaus Schloesser will oder kann zur künftigen Nutzung auch noch nicht viel sagen: „Wir wollen den Bär nicht zerlegen, solange er noch tanzt“. Und tanzen soll er noch ein Weilchen. Auch wenn heute keiner dran glaubt: Peter Arend hofft, dass bis Ende März gespielt wird, um noch „6.000 oder 8.000 Karten“ zu verkaufen. Der Insolvenzverwalter Edgar Grönda jedenfalls hat einer vorläufigen Aufrechterhaltung des Betriebs zugestimmt. Mit Sozialleistungen und Steuern sei man im übrigen nicht im Rückstand. Etliche der insgesamt 107 Mitarbeiter geben sich erleichtert: Jetzt könne man sich neu orientieren, ohne vertragsbrüchig zu werden.

Die Grünen fühlen sich durch die Musical-Pleite bestätigt: „Gegen alle Einsicht“ hätten die Politiker der Großen Koalition ihr Tourismus-Konzept „durchgepeitscht“. Helga Trüpel, wirtschafts- und kulturpolitische Sprecherin, fordert die HVG auf, einen Runden Tisch zu gründen, um über eine künftige Bespielung nachzudenken. Auch die SPD fordert nun ein „Zukunftskonzept“ für die vom Leerstand bedrohte Vorzeige-Immobilie. Die CDU, die noch vorgestern in der Bürgerschaft genervt auf den Musical-Diskussionsbedarf der Grünen reagierte (“Was gibt's denn da Neues“), tat so, als ginge sie die Sache nichts an. Der Insolvenzantrag sei „eine unternehmerische Entscheidung des Musicals“ so Dieter Focke, Wirtschaftsexperte der CDU-Fraktion. hey hey