„Wenn man sich an den Wind gewöhnt hat“

Ausgewandert: Sigrid und Manfred Rappenberg aus Herne betreiben eine Teppichweberei in Lüderitzbucht. Die Endstation ist das nicht

„Fliegende Teppiche sind nicht im Angebot“, steht auf dem roten Handzettel. Unwahrscheinlich ohnehin, dass die schweren, aus der robusten Wolle des Karakulschafs gewebten Stoffe sich in die Lüfte erheben könnten. Dass Manfred Rappenberg seit ein paar Jahren zusammen mit seiner Frau Sigrid die Weberei „Lüderitz Carpets“ im Küstenstädtchen Lüderitzbucht betreibt, „das hat sich so ergeben“. Der Betrieb stand zum Verkauf, als das deutsche Paar 1994 im Süden Namibias vorbeikam. Und vorläufig hängenblieb. „Wir waren beamtet, in der Stadtverwaltung von Herne, meine Frau und ich“, sagt der 45-Jährige und muss leise lachen, als könne er sich das frühere Leben kaum mehr vorstellen.

So lange ist das gar nicht her. 1986 hatten sich Sigrid und Manfred Rappenberg für ein Jahr freistellen lassen, waren durch Asien gereist und zurückgekommen nach Deutschland. „Aber das Jahr hat uns süchtig gemacht, wir wollten wieder los.“ Eine weitere, längere Freistellung ließ sich nicht durchsetzen, „die Entscheidung war nicht so einfach“. Ein bisschen einfacher aber dadurch, dass die Rappenbergs keine Kinder haben.

Nach der Kündigung lösten sie 1992 ihre Wohnung auf und tingelten zwei Jahre durch Nordamerika. In Südafrika „haben wir ein Auto gekauft und wollten ein bisschen rumfahren“. Angekommen sind sie in Lüderitzbucht, „am Ende der Welt“. Haben sich eingelebt, Leute kennen gelernt, Freunde im Ort gefunden. „Wenn man sich einmal an den Wind gewöhnt hat, ist es einfacher, hier zu leben“, so Manfred Rappenberg.

Die Weberei und der Teppichverkauf an Touristen laufen nach gründlicher Umstrukturierung nicht schlecht. Jetzt wollen die beiden „das Business“ verkaufen. „Ein Freund von uns lebt in Australien, den wollen wir besuchen“, sagt Manfred Rappenberg. „Erst mal.“

MARIA-THERESIA WAGNER