Kino wird im TV erst schön

Fernsehen ist keine Konkurrenz, sondern eine Hilfe für den Kinofilm. Und der Bayerische Rundfunk eine wahre Cineasten-Bastion. Doch auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern drohen Abstriche

aus München THOMAS PAMPUCH

Kommt – neben Stoiber – auch Positives aus Bayern? Fast will es so scheinen, zumindest wenn man cineastisch interessiert ist und das dritte Programm des Bayerischen Fernsehens empfangen kann. Auf einer Pressekonferenz des Bayerischen Rundfunks, Abteilung Spielfilm im Münchner Literaturhaus fiel unlängst jedenfalls mehrfach der Begriff vom „Kinosender BR“, und wirklich unglücklich war Walter Greifenstein (Redaktionsleiter Film und Teleclub) über diese Bezeichnung nicht. Zumal ihm Thomas Weymar, Geschäftsführer der mit der ARD verbandelten Filmrechtehändlerfirma „Telepool“ sekundierte: Der BR sei die „letzte Bastion der Filmkultur im öffentlichen Fernsehen.“ Und auch Steffen Kuchenreuther vom Hauptverband Deutscher Filmtheater verkündete, das Bayerische Dritte stehe mit seinem anspruchsvollen Filmprogramm„ziemlich allein“ in der bundesdeutschen TV-Landschaft.

So viel Lob – und doch so viele Sorgen. Denn auch wenn der BR (zusammen mit den anderen großen Dritten) das Fähnlein der Kinobegeisterung im Fernsehen noch hochzuhalten versucht, an dunklen Wolken für die Cineasten mangelt es nicht – vor allem im Norden. Zentralisierungstendenzen bei den Öffentlichen-Rechtlichen, drohender Verlust der Eigenständigkeit der Filmredaktionen, immer weniger Geld für Lizenzen und Produktionen – der gute Film hat es im Fernsehen zusehends schwerer. Von der Tendenz zur „Eindampfung“ sprach Greifenstein sorgenvoll, von Verarmung und Verlust der Vielfalt. So sehr man sich beim BR um ein gutes Angebot mühe, ganz allein wolle und könne man die Kinokultur im Fernsehen nicht schultern. Was Not tue, seien einfach mehr „Spielflächen“ im Fernsehen, bessere Sendezeiten, mehr Abstimmung.

Wie wichtig die Spielfilmredakteure gerade für die kleinen Verleiher von Nicht-Mainstreamfilmen sind, hob Fabien Arseguel vom Alamode-Filmverleih hervor. „Ohne das Fernsehen könnten wir gar nicht überleben“. Zwei Filme des umtriebigen Verleihs, „Unter dem Sand“ und „ Mademoiselle“, wird der BR in diesem Jahr zeigen, und auch die weiteren TV-Premieren bieten Produktionen, die bisher nur Großstadtcineasten sehen konnten: „Blumen aus einer anderen Welt“, “Azurro“, „Suzhou River“, „Die Liebenden des Polarkreis“ und „Spiel der Götter“. Dabei verhehlte Greifenstein nicht, dass man beim BR geografisch bedingt dem mediterranen Raums besonders zuneige – und diesen gegebenenfalls auch bis Feuerland ausdehne.

Fernsehen ist also keine Konkurrenz, sondern eine Hilfe für die Kinos. Nicht nur wegen der finanziellen Beteiligung an deutschen und internationalen Koproduktionen. Die Kinokultur wird vom Fernsehens entscheidend gefördert – oder eben nicht. Auch cineastische Bildung ist immer noch am einfachsten über ein gutes Fernsehprogramm zu bekommen. Ausgesprochen hilfreich sind dabei die runden Geburtstage, und hier wird 2002 ein guter Jahrgang: Francois Truffaut, Alexander Kluge und Edgar Reitz (70); Michelangelo Antonioni (90); Heinz Rühmann, Max Ophüls und Vittorio de Sica (100). Für jedes der Geburtstagskinder zeigt der BR eine kleine Auswahl ihrer Filme. Und am 7. Mai Gerhard Polt wird 60. Wo? Im BR, dem Kinosender, dem hundsverreckten.

Am Sonntag zeigt Bayern III um 22.30 Uhr die Virginia-Woolf-Adaption „Mrs. Dalloway“ mit Vanessa Redgrave