die stimme der kritik
: betr.: Metamorphosen
Die Japaner haben Schweine mit Spinat gekreuzt – natürlich zum Wohle des Menschen
Das sind die Nachrichten, auf die wir alle warten: Genforscher an der Kinki-Universität bei Osaka in Japan haben Schweine mit Spinat gekreuzt. Leider wachsen den armen Viechern dabei keine feisten Spinatblätter anstelle von Borsten. Die wären zwar im Sommer schön schattig, würden im Herbst vor pfeifenden Winden schützen und könnten im Winter von Artgenossen abgeknabbert werden. So bräuchten sich die armen Schweine nicht mehr untereinander an den Ringelschwänzen rumknabbern … Aber so weit hat es bei den Genjapanern nicht gereicht – denn die dachten wieder einmal nur an das Wohl des Menschen.
Bis zu zwanzig Prozent der für Eisbeinesser ungesunden gesättigten Schweinefettsäuren sollen die Spinatsäue in gesündere Pflanzenfette umwandeln. Was Spinatheld Popeye seine Konservendosen, sind uns in Zukunft also Schnitzel oder Blutwurst. Leider steckt die Technik noch in den Kinderschuhen: Bisher überleben erst ein Prozent der Nachkommen die Prozedur, bei der den Eizellen der Sau das Spinatgen „FAD 2“ eingepflanzt wird. Zudem bringt das Ganze vom Geschmack her keine Erlösung für genervte Eltern („Wenn du den Spinat nicht isst, gibt’s auch kein Überraschungsei“ etc.). Aber auch hier ist der Fortschritt bestimmt nicht aufzuhalten: Bald schon werden den Spinatschweinen noch ein paar Hühnergene beigemischt werden – für „Strammen Max“ mit Spiegelei und Spinat direkt aus dem Schlachthof. Oder Schwein mit Kartoffel- und Tomatenerbgut – fit und fun durch Currywurst-mit-Pommes-und-Ketchup-Fleisch. Und das Beste: Das ist alles soooo … gesund!
Mit ein bisschen Kreativität geben wir es dann auch den Gemüsespekulanten. Seit der Euro da ist, haben die die Preise um ein Vielfaches nach oben getrieben. Nicht mehr lange, ihr Schweine! Eure Vier-€-das-Kilo-Zucchini sollen euch ebenso im Halse stecken bleiben wie drei € für ein Schälchen Rucola-Salat. Das kommt dann nämlich alles direkt ins Schweinefleisch, plus Vitamin C statt Zitrusfrüchten. Und bitte keine Verschwörungstheorien: Es handelt sich nicht um einen Geheimplan der Schweinezüchterlobby um die Weltherrschaft zu übernehmen. Gentechniker lügen nicht – das sagen sowohl Kanzler als auch Kandidat. Also stimmt es.
Die Einzigen, die wieder rumkritikastern werden, sind die Veganer. Ist ja auch nicht schön, wenn immer mehr Schweinchen abgestochen werden. Deshalb sollten die Japaner schnell beginnen, für zart Besaitete Schweinegene in Spinat einzubauen. Was leider auch den Gemüsefritzen gefallen würde. Hm. REINER METZGER
