Happy Birthday
: Hattigs Ordnung

■ Bremens Verbraucherzentrale wurde 40 Jahre alt, und alle sind des Lobes voll

Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) war voll des Lobes. Die Bremer Verbraucherzentrale, so erklärte er auf deren 40. Geburtstagsfeier am Freitag in der oberen Rathaushalle vor über hundert Gästen, sei nicht nur eine Quelle „objektiver Informationen“, sondern auch ein „Seismograph“ für die Ängste und Bedürfnisse der Verbraucher. Die 500.000 Euro , die sein Ressort jährlich für die Verbraucherschützer locker macht, verbucht Hattig denn auch nicht als „Subvention“, sondern als „ordnungspolitischen Beitrag“. 70 Prozent des Etats der Beratungsstelle stammen aus dem Landeshaushalt, 20 Prozent steuert der Bund bei, und 10 Prozent sind Einnahmen aus Beratungsgebühren. Hattig versprach, keine Abstriche zu machen: „Sie sind bei uns in guten Händen, weil Sie unserer Hände bedürfen.“

Im Januar 1962 hatte die Verbraucherzentrale mit anderthalb bezahlten Stellen und einem Jahresetat von 37.500 Mark ihre ersten Räume in der Sögestraße bezogen. Bremen war damals das letzte Bundesland ohne eine solche Beratungsstelle. Es hatte allerdings bereits eine vor allem von vertriebenen Frauen getragene „Hauswirtschaftliche Beratungsstelle“ gegeben. Folglich standen Preisvergleiche, Tipps zu Vorratshaltung und Tiefkühlkost sowie die Budgetberatung zunächst an erster Stelle .

40 Jahre und 500.000 Beratungsgespräche später hat der Verein 14 MitarbeiterInnen. Den VerbraucherInnen geht es heute vor allem um Orientierung im Dschungel der Finanzdienstleis-tungen. Geldanlage, Altersvorsorge und Krankenkassen – „die Fragen werden immer komplizierter“, sagt Vorstandsvorsitzender Jörn Diers. In Zukunft wollen die Verbraucherschützer noch mehr Angebote für ausländische MitbürgerInnen einrichten. Gerade diese nämlich, weiß Geschäftsführerin Irmgard Czarnecki, würden „am häufigs-ten übers Ohr gehauen.“

Konkrete politisch Erfolge der Bremer Verbraucherzentrale zu nennen, fällt Czarnecki hingegen schwer. An erster Stelle stehe nicht die politische Arbeit, sondern die Verbraucherberatung selbst. Das Verhältnis zu den Bremer Behörden bezeichnet sie als gemischt. So habe etwa das Gesundheitsressort die Verbraucherzentrale etwa über die belasteten Shrimps informiert. „Wir haben dann grundsätzlich vor dem Verzehr gewarnt – das macht die Behörde erst bei lebensbedrohlichen Sachen.“ Die Forderung der Verbraucherschützer, bei zukünftigen Lebensmittelskandalen am neu ins Leben gerufenen Krisenstab beteiligt zu werden, liegt jedoch seit fast einem Jahr in der Luft. Czarnecki: „Die beraten immer noch darüber.“

Wie ernst die Bremer Politik den Verbraucherschutz wirklich nimmt, könnte sich zeigen, wenn Bremen im Bundesrat demnächst Position zum Verbraucher-Informations-Gesetz beziehen muss. Dessen erster Entwurf liegt seit einigen Tagen auf Hattigs Tisch. Ursprünglich sollte die neue Regelung Unternehmen und Behörden verpflichten, Informationen über ihre bzw. die von ihnen untersuchten Produkte offen zu legen. Auf Intervention von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wurde die Verpflichtung für die Unternehmen im letzten Moment wieder gestrichen. „Ein Witz“, sagt Czarnecki. Und hofft auf einen guten Draht ins Wirtschaftsressort. hoi