was macht eigentlich ... Zeisig 3?

Die Spionagekamera

Lastwagenweise seien die Observierungskameras der Stasi nach der Wende verschrottet worden. Die Ricohs, Minoxes, Zeisigs, Tessinas. Oft kamen sie mit geräuscharmer oder infraroter Aufrüstung daher und fast immer in fantastischer Tarnung. Es obliegt Sammlern wie Peter Baum, nun dafür zu sorgen, dass die „Objekte“ nicht aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden: Taschen, in die Fotoapparate eingebaut waren, falsche Bäuche, deren Objektiv sich da befand, wo das Oberhemd spannte, Zigarettenetuis, die den Raucher gleich auch noch knipsten. Bis zum 3. 2. sind einige dieser obskuren Kameras aus Baums Sammlung im Stasi-Museum in der Mauerstraße ausgestellt.

Zusammen mit dem Sammlerkollegen Detlef Vreisleben beforscht Baum den „Operativen Technischen Sektor“ der Stasi. Sie wollen den Geheimnissen der Überwachungstechnik auf die Spur kommen. Um sie zu lüften, um Auslöser oder Öffnungsmechanik der Geräte zu finden, lässt Baum diese schon mal röntgen. Denn nicht alles erschließt sich so schnell wie die Zinkgießkanne mit doppeltem Boden, die vor allem auf Friedhöfen eingesetzt wurde. Es war der Stasi nicht entgangen, dass sich Angehörige aus Ost und West dort gerne bei Beerdigungen trafen. Baum lebt nicht nur für seine Sammlung. Wohl aber würde er feuchte Hände bekommen, wenn er endlich eine „Zeisig 3“ in den Fingern hätte. Sie fehlt ihm. Jene Minikamera, deren Name Camouflage ist, denn niemand hat „wo ist das Vögelchen“ gerufen, wenn abgedrückt wurde.  WS FOTO: AP