Kluft prägt Stimmung in der Wirtschaft

Ifo-Institut meldet besseres Klima bei verarbeitendem Gewerbe, Bau und Handel, Sparkassen besorgt um Mittelstand

MÜNCHEN/BERLIN afp/taz ■ Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist gespalten. Während der Geschäftsklimaindex des Münchner ifo-Instituts gestern die besten Werte seit dem vergangenen August zeigte, warnte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), dass die Lage im Mittelstand „Besorgnis erregend“ sei. Fast ein Drittel der Unternehmen mache keinen Gewinn, und die Aussichten seien auch nicht besser. Ifo-Volkswirt Gernot Nerb erklärte, für eine Entwarnung sei es „noch zu früh“. Auf breiter Front sei derzeit „kein Aufschwung zu sehen“. Er forderte die Europäische Zentralbank auf, die Zinsen zu senken, um die Konjunktur zu stützen.

Der Geschäftsklima-Index berücksichtigt Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe, dem Baugewerbe sowie dem Groß- und Einzelhandel. Für Januar lag er in Westdeutschland bei 86,3 Punkten, für Ostdeutschland bei 98,5. Zumindest für den Westen wurde die bessere Stimmung vor allem bei der Einschätzung der zukünftigen Entwicklungen deutlich. Nach Auskunft von Analysten ist das ein „normales Aufschwungmuster im Vergleich zu vorangegangenen Konjunkturerholungen“.

Gründe für die positive Tendenz unter den von ifo befragten Unternehmen – von einem „Trend“ wollte Nerb noch nicht sprechen – sind die Aussicht auf eine baldige Erholung der US-Wirtschaft, der niedrige Ölpreis und der niedrige Außenwert des Euro.

Bis in die kleinen und mittleren Unternehmen strahlen diese Faktoren jedoch nach den Erkenntnissen der aktuellen Mittelstandsanalyse des DSGV nicht aus, in die rund 170.000 Firmenkundenbilanzen eingingen. Von den befragten Sparkassen, die traditionell die wichtigsten Geschäftspartner des Mittelstandes sind, prognostizierte jede zweite, dass sich die Situation ihrer Kunden in diesem Jahr verschlechtere. Das Kapitalpolster vieler Betriebe sei zu dünn. Investitionen gebe es derzeit kaum. „Davon kann keine Wachstumsdynamik ausgehen.“ BW