Vetschauer Waggonbauer werden abgehängt

Alleine schafft Kanzler Schröder den Bombardier-Konzern nicht. Sein Einfluss reicht nur zur Rettung des Standorts Ammendorf – mit Hilfe des Landes

POTSDAM/HALLE dpa/taz ■ Nach dem Durchbruch zur Rettung des Waggonbauwerks Ammendorf hat sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestern von der Belegschaft in Halle feiern lassen. Das Ringen um den weiteren ostdeutschen Bombardier-Standort Vetschau mit 100 Arbeitsplätzen geht jedoch in eine neue Runde. Schröder sagte, das Werk werde nicht im Konzern bleiben können. Die Cottbusser IG Metall sieht die Gespräche mit der Unternehmensführung dagegen auf „gutem Weg“.

Der Bombardier-Konzern hatte am Sonntag nach einem Gespräch Schröders mit dem Vorstand den Fortbestand des Produktionsstandortes in Halle in Erwartung neuer Aufträge der Deutschen Bahn zugesichert. Ein Sprecher machte jedoch auch deutlich, dass es Entlassungen geben werde. Derzeit arbeiten in dem Werk 900 Menschen.

Für das immer noch von der Schließung bedrohte Drehgestellwerk im südbrandenburgischen Vetschau müsse wohl eine Lösung außerhalb von Bombardier gefunden werden, sagte Schröder. „Vetschau wird nicht Bestandteil des Konzerns bleiben können.“ Es nütze nichts, den Beschäftigten da etwas vorzumachen. Er hoffe jedoch darauf, dass der Standort erhalten bleibe. Das sei etwa durch eine Übernahme durch leitende Angestellte – ein so genannten Management-Buy-out – oder über den Kauf durch andere Interessenten möglich.

Der Cottbusser IG Metall-Chef Willig Eisele sagte dazu, ein Management-Buy-out werde vom Betriebsrat abgelehnt. Dies sei ein alter Vorschlag der Geschäftsleitung, bei dem nur etwa 30 Arbeitsplätze erhalten blieben. Er kenne auch keinen Interessenten, der das Vetschauer Werk kaufen wolle, sagte Eisele.

In Halle sei es gelungen, die Produktion mittelfristig zu sichern, sagte Schröder. Dafür wird nun vor allem das Land Sachsen-Anhalt Verantwortung übernehmen, indem es von Bombardier nicht genutzte Flächen auf dem Gelände des Waggonbauwerks übernimmt. Über die Höhe der dafür aufzubringenden Mittel gab es bis Redaktionsschluss keine konkreten Angaben. Auf dem Gelände soll ein Industriepark mit Dienstleistern und Zulieferern entstehen.

Das Werk Ammendorf arbeitet derzeit einen Großauftrag der Berliner S-Bahn ab. Daneben stellt es Nahverkehrszüge und Wagen für den ICE her. Ursprünglich sollte es Mitte 2002 geschlossen werden. Nun wird es zu einem zentralen Standort für Wartung und Modernisierung ausgebaut.