Prognose abgesoffen

Erste Sturmflut des Jahres überraschte Hamburg doppelt, dennoch blieb alles im Griff  ■ Von Kai von Appen

Dem Quitje wurde bereits mittags mulmig, als der Wind von der Nordsee her über Hamburg peitschte und die Prognosen für den Abend Orkanböen bis zur Stärke 12 vorraussagten: Doch der Hochwasser gewohnte Eingeborene winkte ab. 2,50 Meter über dem mittleren Hochwasser – also 4,50 Meter über Normalnull – ist doch für einen echten Hamburger kein Thema. Und auch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie in Hamburg sowie der Warndienst von Strom und Hafenbau sahen der Nacht gelassen entgegen, so dass nicht einmal der Katastrophenstab der Innenbehörde in Alarmbereitschaft versetzt wurde.

Doch in der gestrigen Nacht ging dann plötzlich den Verantwortlichen der Arsch auf Elbgrund. Denn immer mehr kristallisierte sich he-raus, dass der Pegel mehr als 5,20 Meter über Normalnull erreichen würde. Selbst für den Routinier eine bedrohliche Marge. Prompt wurde Alarm gegeben. „Es gelang gerade noch rechtzeitig, alle Sperrtore und Polder zu schließen und die Sperrmaßnahmen rund um den Hafen einzuleiten“, so Innenbehördensprecher Hartmut Kapp. Überflutungsfährdete Straßenzüge wurden gesperrt.

„Obwohl diese Sturmflut allen bisherigen Erfahrungen zuwiderlief“, beteuert Kapp, „bestand für die BürgerInnen der Stadt keine Gefahr.“ Dennoch sitzt einigen Katastrophenschützern der Schreck in den Knochen. „Eine derartige Fehlprognose passiert nicht häufig“, beruhigt Kapp weiter.

Unter den Prognosen blieben hingegen die Windschäden in der Elbmetrople: Hamburgs Feuerwehr rückte 250 Mal wegen heruntergeflogener Dachziegel und abgeknickter Äste zu „sturmbedingten Einsätzen“ aus, "nennenswerte Schäden“ gab es laut Kapp aber keine – abgesehen vom Zirkus „Asiana“ auf dem Heiligengeistfeld, wo der Sturm einen Teil des Zeltdachs wegfegte.

Anders hingegegen bei den Nordlichtern. Dort waren zahlreiche Straßen und Bahnstrecken wegen umgestürzter Bäume blockiert. Bei Husum ließ der Orkan ein Windkraftwerk kurzzeitig zu Spitzenwerten bei der Stromproduktion hochlaufen – das 28 Meter hohe Windrad kam ins Rotieren und knickte ab.