Wieder eine Großpleite in USA

Telefonkonzern Global Crossing sucht Schutz vor Gläubigern. Aktionäre verlieren 75 Milliarden Dollar

BERLIN taz/dpa ■ Der hoch verschuldete internationale Telekom-Konzern Global Crossing hat gemeinsam mit einigen Tochterfirmen in einem Konkursgericht in New York und im obersten Gericht in Bermuda Gläubigerschutz gesucht. Das Konkursverfahren im Rahmen des Kapitel 11 des US-Konkursrechtes will das in Hamilton (Bermuda) beheimatete Unternehmen nutzen, um sich zu sanieren. Es will weiter operieren. Die Kunden sollen wie bisher bedient und die Mitarbeiter bezahlt werden, so Global Crossing am Montag. Es handelt sich um die größte Telekom-Pleite der Welt. Die Firma hat laut eigenen Angaben gut 22 Milliarden Dollar Besitztümer und gut 12 Milliarden Dollar Schulden. Allein im letzten verfügbaren Geschäftsquartal von Juli bis September 2001 produzierte der Kabelvermieter allerdings 3,4 Milliarden Dollar Verluste und kündigte an, 3.200 Angestellte zu entlassen.

Zum Vergleich: Pleitenrekordhalter Enron, der ehemalige US-Energiehändler und Politik-Großspender, wurde vor dem Bankrott mit gut 63 Milliarden Dollar Bilanzsumme angegeben.

Global Crossing will jetzt andere mit ins Boot nehmen: Mit dem riesigen Mischkonzern Hutchinson Whampoa (Hongkong) und dem Telekom-Unternehmen Singapore Technologies Telemedia gebe es eine Absichtserklärung für ein Barinvestment von 750 Millionen Dollar (857 Mio Euro) vereinbart. Dafür sollen die beiden Firmen aus Fernost eine Mehrheitsbeteiligung an Global Crossing erhalten.

Global Crossing verfügt über ein leistungsstarkes Glasfasernetz, das weltweit mehr als 200 Städte in 27 Ländern erreicht. Die Firma wurde gehandelt als neue Generation von Telekom-Konzern – gegründet Anfang der 90er, ohne den Ballast der alten Staatsmonopolisten, Profiteure des exponentiell wachsenden Datenstroms. Das Problem: Weit weniger Firmen als gedacht wollen die teure Technik nutzen. Und ohne Kabelnutzer keine Einnahmen. Die aber mussten fließen, denn neben Personal- und Anlagekosten mussten auch noch 600 Millionen Schuldendienst jährlich bedient werden.

Die Aktionäre der Global Crossing gehen leer aus. Die Gläubiger des Unternehmens – vor allem Banken – sollen hingegen Barmittel, neue Schuldtitel und neue Aktien erhalten. Der Wert der Global-Crossing-Aktien war im vergangenen Jahr bereits um 98 Prozent eingebrochen. Dabei wurden die Aktien des Konzerns an der Börse zeitweise mit einem Gesamtwert von 75 Milliarden Dollar gehandelt. Damit liegt er in einer Preisklasse mit den andern Telekom-Giganten: Deutsche Telekom, die britische Vodafone oder France Telecom sind zwar bei Leibe nicht pleite. Sie rettet ihr jeweils riesiger Kundenstamm. Aber ihre Aktienwerte fielen nach dem Börsenboom derart, dass zusammen genommen mehrere hundert Milliarden Euro an Aktionärsgeld verloren sind. Der Vorstandschef der Global Crossing mit Namen John Legere nahm die Entwicklung nicht leicht und meinte, der Gang zum Konkursrichter sei „eine schmerzvolle Entscheidung“ gewesen. REM