Ökobank: Zähe Verhandlungen

Bochumer GLS-Bank will die Frankfurter Alternativbank bis 2003 übernehmen

HAMM taz ■ Die Mitarbeiter der Ökobank fürchten weiterhin, abgewickelt zu werden. Auch bei der zweiten Sitzung der Einigungsstelle zur Erstellung eines Sozialplans wurde gestern kein schlüssiger Vorschlag präsentiert, wie es mit dem Rest der Ökobank weitergehen soll, so der Betriebsrat nach dem Treffen gegenüber der taz. Der weitere Zeitplan sei unklar.

Auch das erste Treffen der Einigungsstelle wird von den Ökobank-Angestellten als Schlag ins Wasser gewertet: Die Bankaktiengesellschaft Hamm (BAG) habe dem Betriebsrat in der vergangenen Woche kein Konzept für die Zukunft der Ökobank präsentieren können. Die BAG-Vertreter hätten lediglich ein Organigramm vorgelegt und darauf verwiesen, dass noch immer nicht sicher sei, ob die Bochumer GLS-Bank die Frankfurter Ökobank übernehme. Ebenso wenig herrscht Klarheit über die Zahl der abzubauenden Stellen und die Absicherung der betroffenen Mitarbeiter.

Die Ökobank war im Jahr 2000 wegen geplatzter Kredite in Millionenhöhe unter anderem für Windkraftanlagen zusammengebrochen. Die BAG hatte im vergangenen Jahr angekündigt, dass bis zu 20 Prozent der Mitarbeiter vermutlich nicht übernommen werden könnten.

Die Bochumer GLS-Bank bemüht sich durchaus, die Fusion mit der Frankfurter Bank voranzutreiben. Zwei GSL-Mitarbeiter unterstützen die Kollegen der Ökobank seit Mitte Januar in den Bereichen Kredite und Einlagen. Weitere Möglichkeiten, die Kooperation zwischen den beiden alternativen Banken zu verstärken, gebe es zurzeit nicht. „Uns sind die Hände gebunden“, sagt GLS-Bank-Sprecher Christof Lützel. Die BAG treffe alle Entscheidungen über Struktur und Arbeit der Ökobank. Das werde sich erst mit dem Abschluss des Ausgliederungsvertrages ändern, mit dem Lützel spätestens zum 1. Januar 2003 rechnet.

Die ersten Kooperationsverhandlungen vor zwei Jahren scheiterten, weil die geplatzten Kredite der Ökobank die GLS-Bank gefährdet hätten. Die faulen Großkredite unter anderem für Windkraftanlagen sollen bei der auf Sanierungen spezialisierte BAG verbleiben, die die Geschäfte der Ökobank im vergangenen Jahr übernahm. „Jeder Kredit muss angeschaut werden, das ist einfach viel Arbeit“, sagt Lützel. Die Klagen des Betriebsrats über das langsame Vorankommen der Fusion seien zwar verständlich, verunsicherten aber die Kunden unnötig und gefährdeten die Übernahme.

Das sieht der Betriebsrat anders: Die unsichere Situation sorge nicht nur für Verstimmungen unter den Mitarbeitern, auch die Kunden seien betroffen. Einige Mitarbeiter haben schon gekündigt, durch den Personalmangel dauere die Bearbeitung von Aufträgen länger. „Die Qualität fängt langsam an zu leiden.“ Auch deshalb würden manche Kunden ihre Konten kündigen, genaue Zahlen dürfe man nicht nennen. „Aber wenn Kunden ihre Sperrkonten kündigen, ist das schon ein Signal.“ Rund 25 Millionen Euro sollen die Kunden allein im vergangenen Jahr aus der Ökobank abgezogen haben. NADIA LEIHS