Lieber Elbe vertiefen

■ Pläne für den Tiefwasserhafen auf Grund

Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) weiß, wie sich ein guter Gast zu benehmen hat. Er wahrt die Form. Bei seinem gestrigen Antrittsbesuch bei seinem Bremer SPD-Kollegen Henning Scherf bekräftigte er nach außen, Hamburg werde sich auch weiterhin an den Plänen beider Länder für einen Tiefwasserhafen an der niedersächsischen Nordseeküste beteiligen. Dabei hat Hamburg sich faktisch längst von dem Vorhaben verabschiedet, in Wilhelmshaven ein solches Megaprojekt entstehen zu lassen.

Nach seinem Gespräch mit Scherf machte von Beust noch einmal die Bedingungen deutlich, die Hamburg stelle, um den Tiefseehafen mitzutragen. Wilhelmshaven dürfe kein Konkurrent für Hamburg werden, und die private Finanzierung des Hafenbaus müsse gewährleistet sein – zwei Bedingungen, die beide unerfüllbar sein dürften. Bisher halten sich Investoren mit ihrem Interesse eher zurück – besonders wenn Wilhelmshaven nur den Rang eines Ergänzungshafens erhielte. Wird dort aber ein echter Wettbewerber für Hamburg aufgebaut, so wie es Niedersachsen am liebsten hätte, sind zwar leichter Geldgeber zu finden, doch auch dann hätte die Hansestadt kein Motiv, Wilhelmshaven zu fördern. „Nichts darf entstehen, was Hamburg das Wasser abgräbt“, sagt von Beust und formuliert damit aus Hamburger Sicht das Todesurteil für das Projekt, mit dem die Stadt nie ganz warm geworden ist: Hamburg hatte stets Cuxhaven als Standort vorgezogen, konnte sich aber gegen Niedersachsen und Bremen nicht durchsetzen.

Diese beiden Länder wollen „Wilhelmshaven auf jeden Fall bauen“, wie es gestern aus Hannover hieß. Von Beust richtet sein Augenmerk dagegen schon einmal auf ein anderes mindestens ebenso umstrittenes Projekt: Die Elbvertiefung habe ohnehin Vorrang, verkündet er. aha