Ein bisschen, als käme man nach Hause

Telekom-Profi Robert Bartko springt bei den Berliner Sixdays als Notnagel ein und wird am Ende Dritter

Die Sieger beim Berliner Sechstagerennen hießen zwar erneut Rolf Aldag und Silvio Martinello, doch in ihrem Schatten konnte auch ein anderer Fahrer auf sich aufmerksam machen. Endlich mal wieder. Denn seit seinem Doppel-Olympiasieg in Sydney und der Verpflichtung beim Team Telekom ist es doch ruhig geworden um Robert Bartko.

taz: Herr Bartko, herzlichen Glückwunsch zum dritten Platz. Für einen, der direkt von der Straße kommt, scheint das ein respektables Ergebnis.

Robert Bartko: Das kann man so sehen. Und wenn mein Partner Andreas Beikirch auf der letzten Jagd nicht gestürzt wäre, wäre vielleicht noch mehr drin gewesen.

Es heißt, Sie hätten sich auf diese Sixdays null vorbereitet.

Das stimmt. Ich war ja mehr so eine Art Notnagel. Weil Andreas Kappes in Stuttgart schwer gestürtzt ist und sich dabei das Schlüsselbein gebrochen hat, war plötzlich Not am Mann. Und da ich einen Tag vor dem Start von der Australien-Rundfahrt zurückgekehrt war, konnte mich Organisator Otto Ziege kurzfristig und am Telefon als Ersatz verpflichten. Das war eine Entscheidung von ganz wenigen Stunden.

Aber eine gute Entscheidung.

Auf jeden Fall. Obwohl ich nach meiner Zusage plötzlich Zweifel bekam und gedacht habe: Mensch, was hast du da eigentlich gemacht? Ich bin ja doch lange Zeit auf keinem Bahnrad mehr gesessen.

Ziemlich genau eineinhalb Jahre, seit Sie nach Ihrem Olympiasieg in Sydney einen Vertrag als Straßenprofi beim Team Telekom unterschrieben haben. Wie hat es sich denn angefühlt?

Die ersten beiden Nächte war es sehr hart, weil ich noch keinen Bahntritt hatte. Den hab ich erstmal wieder suchen müssen und Gott sei Dank auch gefunden. Die restlichen Tage konnte ich dann richtig genießen.

Wie groß war die Umstellung zurück auf die Bahn?

Sie ist mir auf jeden Fall leichter gefallen als die Umstellung von Bahn auf Straße. Bahnfahren ist einfach das, was ich in meinem bisherigen Leben am besten konnte.

Ist es dann ein bisschen so, wie wenn man nach längerer Zeit endlich mal wieder nach Hause kommt?

Das ist wohl wahr. Ich kann nicht leugnen, dass ich mich auf der Bahn nach wie vor sehr wohl fühle.

Dennoch ist Ihr Job jetzt das Straßenfahren. Wie haben die Berliner Sixdays in Ihre Saisonvorbereitung gepasst?

Ich habe sehr gut trainiert, habe eine sehr gute Grundlage und bin in Australien auch schon die ersten Wettkampfkilometer gefahren. Da war Berlin nochmal eine schöne Intensität obendrauf. Jetzt hoffe ich, dass sich das bei der Mallorca-Rundfahrt und den anstehenden Frühjahrsklassikern positiv auswirkt.

Hand aufs Herz: Wo fühlen Sie sich wohler, auf der Bahn oder auf der Straße?

Da gibt’s kein „wohler“, ich fühle mich überall wohl. Ich fahre sehr gerne Rad und mache da gar keine so großen Unterschiede.

INTERVIEW: FRANK KETTERER