Tchibo-Deal geplatzt

■ Senat entscheidet am Dienstag über das weitere Vorgehen am Bahnhofsvorplatz

Der Deal am Bahnhofsvorplatz ist geplatzt: Die Tchibo/Eduscho-Gruppe geht nicht, wie vom Konzern ernsthaft erwogen, als Mieter in einen Neubau am Bahnhofsvorplatz. Geschäftsführer Kay Middendorf: „Ich habe den beiden Bietern heute erklärt, dass ein Gebäude am Bahnhofsvorplatz für uns als Firmensitz nicht in Frage kommt. Aus finanziellen Gründen“. Die beiden Bieter sind der Bremer Immobilienmakler Justus Grosse und die Walterbau AG. Beide hatten jüngst ihre konkurrierenden Entwürfe präsentiert.

Und auch das ist für Tchibo ein Grund, aus dem Geschäft auszusteigen. „Ich finde es komisch, dass wir als finaler Entscheidungsträger für eine städtebauliche Entscheidung dastehen.“ Das Verfahren, in dem die Bremer Investitionsgesellschaft (BIG) den Mieter Tchibo zunächst nur an einen Investor – Justus Grosse – vermittelt hat, ist politisch und öffentlich kritisiert worden. Am Ende oblag es Tchibo, sich zwischen dem ersten und dem nachgereichten Entwurf von Walterbau zu entscheiden. Künftige Standort-Favoriten will Midden-dorf „unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ besprechen. Gerüchte, wonach Tchibo mit seinen Bremer Büros am derzeitigen Firmensitz im Hafen bleibe, der durch eine Mietsenkung versüßt werde, wies Middendorf zurück. Die Gebäude dort seien nicht „Tchibo-adäquat“.

„Es ist richtig, dass diese Absage vorliegt“, bedauert die BIG. Jetzt würden, so Sprecher Lutz Ruminski, verschiedene Optionen geprüft. „Am Dienstag wird sich der Senat mit der Angelegenheit befassen“.

Während man bei Justus Grosse von der Absage nichts wissen will – „Die Gespräche sind weiter im Fluss“, sagt ein Sprecher – nimmt es die Firma Walterbau sportlich. „Wir bedauern, dass Tchibo das nicht mehr machen will“, sagt der Partner von Walterbau, Henryk Hahm, „aber für uns ist das auch eine Entlastung“. Durch Tchibo, die schon im Frühsommer nächsten Jahres ein neues Domizil brauchten, entstand Zeitdruck. „Jetzt können wir die Sache in Ruhe angehen.“ Dass nun der ganze Prozess wieder ins Stocken komme, glaubt Hahm nicht. „Tchibo hätte ein Fünftel der Bürofläche gemietet, warum sollte alles daran hängen?“, fragt Hahm.

Eine neue Ausschreibung wird sicher ein Option sein, über die der Senat berät. Die letzte Ausschreibung scheiterte am von der Stadt zu hoch angesetzten Kaufpreis von 25 Millionen Mark. Im jetzigen Verfahren – mit Tchibo als Ankermieter – war von einem Verkaufspreis von knapp acht Millionen Euro die Rede gewesen. Elke Heyduck