Gezielt testen

■ Landesverband Legasthenie: Förmliche Anerkennung muss erhalten bleiben

Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche müssen auch weiterhin förmlich als Legastheniker anerkannt werden, damit sie nicht im leistungsorientierten Schulsystem untergehen. Das fordert der Landesverband Legasthenie Schleswig-Holstein. „Wir fürchten, dass der geplante neue Erlass hier erhebliche Verschlechterungen bringen wird“, sagte die Landesvorsitzende des Verbandes, Anke Eggers.

Bislang werden in Schleswig-Holstein Kinder in der 4. Grundschulklasse gezielt auf Legasthenie getestet, wenn der Verdacht auf eine solche Teilleistungsschwäche besteht. Der aus dem Jahr 1987 stammende Erlass des Bildungsministeriums, der dieses Verfahren regelt, soll zum nächsten Schuljahr überarbeitet werden. „Wir befürchten, dass die Tests gestrichen und einer Beurteilung durch die Fachlehrer weichen werden“, sagte Eggers. Legasthenie sei jedoch oft ausgesprochen schwer zu erkennen, weil die betroffenen Kinder oft Ausweichstrategien entwickelten oder eher durch allgemeine Lernschwäche oder ihr Verhalten auffielen. „Werden betroffene Kinder nicht mehr förmlich als Legastheniker anerkannt, wird es auch schwierig, sie gezielt zu fördern. Mit undifferenzierter Förderung aber kann man mehr schaden als nutzen“, sagte Eggers.

Rund 24.000 anerkannte Legastheniker gibt es in Schleswig-Holsteins Schulen, das sind etwa fünf Prozent aller Schüler. Auch bundesweit, so schätzt der Bundesverband Legasthenie, leiden vier bis fünf Prozent der Bevölkerung an der Lese-Rechtschreibschwäche, die vermutlich genetisch bedingt ist. lno