fundgrube
: Im Windschatten der Postmoderne

Peter Malys klassische Formenlehre zum Anfassen

Er war einer der Designer, dessen Namen ich mir schon bei den ersten Erkundungen der Innenarchitektur vor über zwanzig Jahren merkte: Peter Maly gehört zu den bekanntesten Vertretern dieser Disziplin. Anlässlich seines 65. Geburtstags widmet ihm das Kunstgewerbemuseum Berlin eine Ausstellung.

Obwohl seit 1967 tätig, wird Maly in der ersten Ausgabe der Sammlung „Moderne Klassiker – Möbel, die Geschichte machten“ nicht genannt. Dabei hatten seine Entwürfe bereits früh ausgesprochen elegante Züge, wie die Kastenmöbel für Tecta aus den 1970er-Jahren zeigen. Größeren Einfluss konnte Maly aber erst im Windschatten der Postmoderne ausüben. Einige seiner Entwürfe aus dieser Zeit sind zu Merkzeichen dafür geworden, dass die – in den 60ern und 70ern verschriene – klassische Formenlehre im Interiordesign wieder zur Geltung kam.

Der Sessel „Zyklus“ von 1984 (siehe Foto) erscheint aus heutiger Sicht formal überstrapaziert: Die Armlehnen als Viertelkreise, die runden Edelstahlräder oder die zylindrische Kopfstütze wirken steif und unangenehm demonstrativ. Doch genau das beabsichtigte Maly: Nach der Ära der Knautschmöbel, die für den Verlust von ausgeprägten Formen stehen, wollte er Möbeltypus und zeitgenössische Ansprüche verbinden. Wobei er sich im Gegensatz zu vielen bedenkenlosen „Zitat“gebern der Postmoderne hütete, die Bedeutung von Formen zu entleeren.

In der Ausstellung, die vom Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe übernommen und aktualisiert wurde, erfolgt die Präsentation der Exponate auf zehn „Zeitinseln“. Auf diesen werden etwa fünfzig Möbelstücke gezeigt, während die aus Skizzen, Zeichnungen, Arbeitsmodellen und Fotos arrangierten „Zeitcollagen“ den Besuchern den Entwurfsprozess veranschaulichen sollen.

Die gegenwärtigen Entwürfe – etwa die Klaviere für die Pianofortemanufaktur Carl Sauter – stehen in bemerkenswerter Kontinuität zu den früheren Designs. Auch für die Ausstellungsgestaltung zeichnet sich Maly verantwortlich. Ausgesprochen puristische Hintergründe sollen die Produkte uneingeschränkt zur Geltung kommen lassen.

Im Museumsshop werden einige ausgewählte Maly-Accessoires zum Kauf angeboten. Wer sicher sein will, weder zu langweilig noch zu exaltiert zu sein, kann hier ohne Bedenken zugreifen. Womit Malys Entwürfe nicht als Mittelmaß bewertet werden sollen.

Unabhängig von persönlichen Vorlieben wird angesichts der Fülle an schlecht oder einfach ungestalteten Gegenständen der Alltagswelt seine gekonnte Gestaltung wieder ins Bewusstsein gerufen. MIKAS

Ausstellung bis 7. April im Kunstgewerbemuseum, Matthäikirchplatz, Berlin-Tiergarten, Di.–Fr. 10–18 Uhr, Sa.+So. 11–18 Uhr, Katalog 6 €