montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Wenn der Winter mit seinem frostigen Rauschebart langen Schrittes durch Deutschlands Fluren taumelt, dann ist die Nation ganz bei sich selbst. Grau über Grau türmen sich Wolkengebirge wie weiche Daunendecken, darunter lässt sich trefflich Trübsal blasen.

Aber kaum wärmt sich die Erde, unser gefährdeter Gefährte, mal für ein Wochenende auf, schon summt und brummt es wieder in den offenen Cafés, Kaffeehäusern und Gaststätten Deutschlands. Wie die Fruchtfliegen kommen die Vertreter der Spaßgesellschaft aus ihren Löchern und sonnen sich leicht geschürzt auf den Boulevards, Trottoirs und Bürgersteigen. Der Klang der Ausgelassenheit dringt bis in meine lichtlose Klause, wo ich folgende Überlegung niederschreibe: „Diese Fruchtfliegen sind die Flugfrüchtchen unserer Gesellschaft.“ Einer Gesellschaft nota bene, deren linkem Flügel auch der Autor dieser launigen Zeilen einmal angehört hat, wenn er’s recht bedenkt. Das schreibe ich aber nicht, das denke ich mir höchstens.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.