Joschka Fischer baggert die Jugend an

Die hessischen Grünen wählten am Wochenende Antje Vollmer und Joschka Fischer zu ihren Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl

FRANKFURT taz ■ Außenminister Joschka Fischer will die Interessen der jüngeren Generation in den Mittelpunkt des Bundestagswahlkampfs der Grünen rücken. Dies versprach er auf der Landesmitgliederversammlung der hessischen Grünen am Samstag in Fulda und unterstrich, die rot-grüne Regierung habe bereits viel für die Jugend erreicht – von der Generationengerechtigkeit bei der Rentenreform bis zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Erwartungsgemäß wählten die Delegierten die Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer mit 271 von 332 abgegebenen Stimmen erneut auf Platz eins und Joschka Fischer mit 306 Stimmen und ohne Gegenkandidatur auf Platz zwei der Landesliste.

Fischer beantwortete die für Hessens Grüne wichtigste Frage zuerst: Natürlich sei er gegen den Ausbau des Frankfurter Rhein-Main-Flughafens. Eine neue Startbahn sei für ihn „heute wie damals“ und weder im Norden noch im Süden der Stadt akzeptabel. Alle anderslautenden Meldungen der Vergangenheit hätten auf einem Missverständnis beruht. Er habe nur seinen eigenen Frankfurter Kreisverband tadeln wollen. Der habe den Flughafenausbau einerseits zum Hauptthema in seinem Kommunalwahlkampf gemacht, andererseits hinterher ein Bündnis mit den Ausbaubefürwortern geschlossen. Das halte er für inkonsequent.

Sowohl Vollmer wie Fischer hatten in ihren Reden auf die grünen Erfolge in der Bundespolitik verwiesen. Um diese zu konsolidieren, bedürfe es einer weiteren Legislaturperiode. Die Versammlung gönnte sich an diesem Samstag ihren Fischer. Der Politstar durfte seine Redezeit um das Dreifache überziehen und galoppierte gut gelaunt in freier Rede durch die Bundespolitik. Sowohl beim Atomausstieg wie bei Steuerreform, Jugend-, Familien- und Agrarpolitik sei schon viel erreicht worden. Er verstehe die Ungeduld, mit der die Parteibasis immer alles gleich wolle, nicht. Auch die Verzagtheit vor der Bundestagswahl könne er nicht nachvollziehen. Er, so Fischer am Ende seiner Rede, wolle gerne weiter mitregieren und versprach: „Mit mir wird es nicht langweilig werden in den kommenden vier Jahren.“ Die rot-grüne Koalition könne gegen den CSU-Spitzenkandidaten Stoiber gewinnen: „Das sagt mein Instinkt, das sagt mir meine Nase.“

Die Plätze drei und vier der Landesliste belegten anschließend die Wirtschaftsstaatssekretärin Margareta Wolf und der Verbraucherschutzstaatssekretär Matthias Berninger. Platz fünf erreichte die Hofheimer Gymnasiastin Anna Lührmann. Die 18-Jährige präsentierte sich als überzeugte Europäerin und Globalisierungskritikerin. Sie wolle sich für eine insgesamt liberalere Gesellschaft, für die Belange von Jugendlichen wie zum Beispiel die elternunabhängige Studienfinanzierung einsetzen. Landesvorstandssprecher Hubert Kleinert hatte zu Beginn des Parteitages ein Wahlergebnis bis zu zehn Prozent angepeilt. Er verwies darauf, dass der Wahlkampf damit nicht vorbei sei. Es gelte auch, zum Landtagswahlkampf 2003 in Hessen zu mobilisieren. HEIDE PLATEN