Noch mehr Mann

■ Geld für Frauenprojekte sollen bis 2003 auf die Hälfte gekürzt werden

Mit den bereits angekündigten Kürzungen in der Frauenberatung ist für Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Bis 2003 soll dieser Bereich noch weiter zusammengestrichen werden, bis er nur noch die Hälfte der bisherigen Förderung von 970.000 Euro erhält. Das bestätigte die Behörde gestern.

Bereits in diesem Jahr sollen fünf Frauenberatungsstellen auf knapp 40 Prozent ihrer Mittel verzichten (taz berichtete): Nach Ansicht von Schnieber-Jastram benötigen Frauen keine Beratung, „nur weil sie Frauen sind“ – was sie aber nicht als Kritik an der bisherigen Arbeit versteht. Der überparteiliche Hamburger Landesfrauenrat, in dem Vertreterinnen von 58 Verbänden sitzen, verurteilt die Pläne und fordert den Senat auf, „die bisherige Arbeit der Frauenprojekte zur Kenntnis zu nehmen“ und in einen „konstruktiven Dialog“ einzutreten.

Die fünf betroffenen Frauenberatungsstellen schließen aus der Ankündigung, „dass es seitens der Senatorin ein Informationsdefizit über Umfang und Inhalte unserer Arbeit gibt“. Mit 10,84 Personalstellen hätten sie im vergangenen Jahr über 7300 Hamburgerinnen beraten. Viele der Ratsuchenden seien Opfer von sexueller Gewalt oder wollten sich aus einer gewalttätigen Beziehung lösen und wendeten sich deshalb bewusst an eine Fraueneinrichtung. „Nicht nachvollziehbar“ sei zudem die gleichzeitige Aussage der Senatorin, sie wolle künftig eher Frauen mit Kindern fördern: „Rund zwei Drittel der bei uns ratsuchenden Frauen leben mit Kindern.“

Unbeirrt von der Kritik beginnt die Sozialbehörde bereits, mit den Trägern über neue Verträge zu verhandeln – ein Vorgehen, das nach Ansicht von Verena Lappe, frauenpolitische Sprecherin der GAL „demokratisch nicht korrekt ist“: Die Kürzungen sind noch nicht von der Bürgerschaft beschlossen worden.

Unterdessen nehmen auch anderen Behörden Frauenprojekte ins Visier: Die FDP-geführte Behörde für Bildung und Sport hat dem Frauenbildungszentrum Denk(t)räume das Geld für politische Bildung und damit rund 40 Prozent der Gesamtzuwendungen gestrichen. Das Projekt muss deshalb nach 19 Jahren seinen Seminar- und Veranstaltungsbetrieb einstellen.

Heike Dierbach