Elbe wird bei Glückstadt gequert

Strom soll weiter ausgebaggert und von Autobahn untergraben werden  ■ Von Gernot Knödler

Die Bagger und Bohrer sind der Elbe ein Stück näher gerückt. Nach der Zustimmung der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) zu einer weiteren Elbvertiefung steht jetzt auch einer Elbquerung der A 20 bei Glückstadt keine Landesregierung mehr im Wege. Das niedersächsische Verkehrministerium bekräftigte gestern, dass es wie Schleswig-Holstein die Glückstädter Variante bevorzuge. Ole von Beust muss damit der Variante seinen Segen geben, von der Hamburg am wenigsten profitiert, weil sie den größten Bogen um die Stadt macht: Am Donnerstag hatte er Simonis versprochen, er unterstütze das, „was Schleswig-Holstein und Niedersachsen gemeinsam wollen“ (taz hamburg berichtete). Sowohl die Elbvertiefung als auch die Autobahn sind umstritten.

Die A 20 soll aus dem Raum Lübeck in einem Bogen westlich um Hamburg herum an die A 1 herangeführt werden. Nach dem inzwischen in Kiel als „ehrgeizig“ beschriebenen Ziel soll die Strecke im Land samt Elbquerung 2011 fertig sein. Sie soll Hamburg vom Skandinavienverkehr entlasten und die strukturschwachen Gebiete Niedersachsens und Schleswig-Holsteins an die Fernverkehrsachsen der EU anbinden.

Der Fortsetzung der Ostsee-Autobahn stehen wertvolle Naturareale und Ortschaften entgegen. Weil an der Elbe international bedeutende Feuchtgebiete liegen, müsste der Strom in langen, kostspieligen Tunneln unterfahren werden. Nach einer Modellrechnung sind Tunnel an allen Querungsstellen mit einer staatlichen Anschubfinanzierung zwischen 20 und 50 Prozent grundsätzlich privat finanzierbar. Jüngsten Angaben zu Folge würden sie bis zu 540 Millionen Euro kosten.

Gegen eine weitere Elbvertiefung haben sich am Freitag die Grünen in Schleswig-Holstein ausgesprochen. Sie stellen sich damit gegen ein Votum von Ministerpräsidentin Simonis. „Ich kann Ole von Beust von einem Antrag auf eine weitere Ausbaggerung der Elbe um bis zu 1,5 Meter nur dringend abraten“, sagte Landtagsfraktionschef Karl-Martin Hentschel.

Er befürchtet wie der Umweltverband BUND schwere Folgen für Natur und Küstenschutz. Eine erneuter Ausbau bedeute, „dass an viel mehr Stellen und über wesentlich längere Abschnitte als bisher Vertiefungsmaßnahmen erforderlich sind“, sagte der Fraktionschef. Das berge die Gefahr stärkerer Hochwasser. In der Folge müssten die Elbdeiche weiter erhöht werden, die in Schleswig-Holstein bereits heute um einen halben Meter höher als in Hamburg seien. Außerdem werde Strömungsgeschwindigkeit der Elbe zunehmen, mit großen Auswirkungen auf Flora und Fauna.

Der Hamburger BUND kritisierte das Vorhaben als „ökonomisch unsinnig und ökologisch verheerend“. Von Beust setze in ignoranter Weise auf Wachstum um jeden Preis, kommentierte Landesgeschäftsführer Manfred Braasch. Der Förderkreis „Rettet die Elbe“ warnte: „Die Auswirkungen einer erneuten Elbvertiefung werden verheerender sein als die chemischen Keulen der Vergangenheit.“