Wer wann warum spült Geschirr?

■ Die Putzplan-Aktion der taz: Geregelter Abwasch in den 90ern war typisch für alle Arten menschlichen Zusammenlebens. Niemand wusste Bescheid – dennoch hat es bisweilen funktioniert!

So war's bei uns: Vier Leute verschiedenen Geschlechts und verschiedener Zunge – wobei es nicht immer eine gemeinsame Schnittmenge gibt – in einem nicht gemeinsamen Haushalt. Keine WG also, sondern „nur“ eine HG, in der alle die Küche und das Esszimmer benutzen, manchmal gleichzeitig, aber nur selten gemeinsam. Da bringt das Putzen und Putzplanen so manche Probleme mit sich. Auch so Mitte der 90er.

„Dont make the kitchen looking like this one, please!“ prangte an der Küchentür auf der Vergrößerung eines alten taz-Karikatur-Fotos, das eine typische WG-Küche zeigte. Sie war vermüllt bis in Richtung verslumt, die Bildunterschrift ziemlich passend: „Waigel sein Haushalt“.

Da bring – bei unregelmäßig wechselnder Belegschaft – mal Grund rein! Als erstes muss jedem/r Neuen die Unsitte ausgetrieben werden, schmutziges Geschirr einfach in die Spüle zu stellen. Die würde dadurch sofort für alle anderen MitbewohnerInnen unbenutzbar. Der deutliche, gut sichtbar angebrachte Hinweis „No dirty dishes in the sink, please!“ frommt da zunächst wenig.

Links und rechts von der (natürlich Doppel-) Spüle gibt es je eine freie Fläche für gebrauchtes und für gereinigtes Geschirr. Es muss nicht jedes Stück nach Gebrauch unter fließendem Heißwasser gesäubert werden. Mit dem Abtrocknen tun sich die meisten ohnehin schwer. Man kann es ja auch abtropfen lassen.

Die übrigen freien Flächen aber – neben dem Herd, auf dem Kühlschrank und die Arbeitsplatte in der Küchenmitte – sollen doch bitte wenigstens frei bleiben, damit man darauf arbeiten und während der Arbeit zwischendurch etwas abstellen kann.

Alles andere gehört in die Schränke und Regale. Sollten die nicht ausreichen, werden neue hinzugefügt. Wenn aber jede/r alles einfach da liegen lässt, wo es ihm/r gerade aus der Hand gefallen ist, sieht es bald aus wie in „Waigel sein Haushalt“.

Bloß nicht versuchen, einen regelmässig wechselnden Geschirrspüldienst zu organisieren! Das geht erfahrungsgemäss schief. Einfach abwarten, bis eine/r von selbst drauf kommt. Bei uns war es Sauro, ein Italiener aus Firenze. Er verständigte sich mit den anderen und machte einen Plan fürs Schwarze Brett: „Wann bin ich dran mit Geschirr spülen?“ Ich wurde dabei integriert, ohne dass ich vorher gefragt worden wäre. Typisch! Und dennoch hat es erstaunlicherweise bisweilen funktioniert. Aber nicht einfach ein nüchterner Schichtplan hing da. Nein, Francesco, der künstlerisch begabte Jurist, zierte ihn mit einer launigen Karikatur, und auch Gianluca beteiligte sich.

Manchmal bekomme ich noch Post von ehemaligen Bremer Mitbewohnern, meistens verbunden mit einer Einladung nach Florenz, Verona oder Prato. Sauro schrieb mir einige Wochen nach seiner Rückkehr etwas resigniert, er habe sich so gefreut, hier etwas gemeinsames Wirtschaften gelernt und erfahren zu haben. Er habe das zuhause auch einzuführen versucht, sei aber auf wenig Verständnis gestoßen. Echt schade!

Bani Barfoot Die Putzplan-Aktion der taz geht selbstverständlich weiter: Außergewöhnliche Sauberkeits-Aktivitäten, alles übers Wienern, Schrubben, Feudeln und Bohnern heute und damals bitte an die: taz bremen, Putzplan-Redaktion, Schlachte 1, 28195 Bremen.