taz berlinalie: Hildegard-Knef-Retro
Weltschmerzy Interviews
Irgendwann in den Achtzigern sagte die Knef, als man sie auf „Witchery“ ansprach, ihre jüngste Kinoproduktion: „Ein scheußlicher Film! Aber ich brauchte das Geld.“ So war sie, ganz pragmatisch und lakonisch. Die Knef wusste ja, dass sie im Grunde nur in zweieinhalb bedeutsamen Filmen mitgespielt hat (von insgesamt etwa 150). Es sind: „Die Mörder sind unter uns“ (von Wolfgang Staudte – auf der Berlinale Montag, 22.30 Uhr, zuvor der Kurzfilm „Der Augenzeuge Nr. 8“), „Film ohne Titel“ (von Rudolf Jugert – Montag, 22.30 Uhr) und Willi Forsts „Die Sünderin“ (Donnerstag, 22.30 Uhr). In ihnen war sie prägend und erinnerbar. Der Rest? – „Na und?“ (Knef)
Ihre schönsten Filmproduktionen waren und sind eigentlich solche über sie selbst. Was ja zu ihrer Bilanz, alles in allem, gut passt: ein Leben als Gesamtkino.
Es ist eine freundliche Geste der Berlinale, kurzfristig eine Hilde-Knef-Retrospektive ins Programm zu heben – mit den genannten Filmen, vor allem aber mit Clarissa Ruges Dokumentation „A Woman And A Half“, dem letzten der über die Jahre vielen (oft sehr guten) Porträts über die Knef. Es zeigt sie auch als Passagierin auf der „Queen Elizabeth II.“, fahrend von Southampton nach New York, zur Stätte ihrer größten Triumphe außerhalb Deutschlands.
Gestern Abend wurde der Film vorgestellt und wird Mittwoch, 20 Uhr, wiederholt, ehe er in die Kinos und ins Fernsehen kommt. Die New Yorker Village Voice urteilte: „With rare film clips, songs, and weltschmerzy interviews.“
Die Retrospektive wird abgerundet mit den Filmen „Nachts auf den Straßen“ (von R. Jugert – Dienstag, 22.30 Uhr) und dem Knef-Porträt Helma Sanders-Brahms’ aus dem Jahre 1984: „Flügel und Fesseln“ (Donnerstag, 22.30 Uhr). JAN FEDDERSEN
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