Fräsen für freie Fahrt

Trotz der AnwohnerInnen-Proteste begannen am Wochenende unter Polizeischutz die Bauarbeiten an der Stresemannstraße  ■ Von Kai von Appen

Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) versucht, an der Stresemannstraße Fakten zu schaffen: Trotz des Bürgerbegehrens gegen die Aufhebung der Verkehrsberuhigung begannen am Wochenende ohne Ankündigung die Bauarbeiten, um die Ost-West-Schneise Hamburgs wieder zur Rennpiste herzurichten. Proteste von AnwohnerInnen stoppten die Arbeiten zwar für Stunden, in demofreien Zeiträumen setzten Bautrupps aber ihre Arbeiten bis in die vorige Nacht fort.

Um Schlag sechs Uhr am Samstag rücken die Bautrupps an: Sie errichten Absperrungen, wenig später setzen sich die schweren Fräsmaschinen in Bewegung. Die Kocher mit Markierungsfarbe werden erhitzt. Die Aufgabe: Die breite Trennlinie der Busspur und die Hinweise „Bus“ von der Asphaltdecke zu kratzen und durch eine neue feine gestrichelte Linie notdürftig zu ersetzen, die freie Fahrt signalisiert. Erste Blockaden stoppen die Malocher jedoch. Die Polizei rückt an. Am Mittag versammeln sich zahlreiche AnliegerInnen an der Ecke Bernstorffstraße, da, wo die neun Jahre alte Nicola 1991 von einem zu schnell fahrenden Lastwagen getötet worden ist – Auslöser wochenlanger Proteste, die zu „Tempo 30“ und Busspur führten.

Die ProtestlerInnen kesseln die Baumaschinen ein, Polizisten stellen sich schützend dazwischen. Die Absperrungen auf der gesamten „Strese“ werden umgeworfen, Müll auf die Straße geschleppt. Es wird auf und ab marschiert, und die Kinder erobern mit Fahrrädern die Piste. Für Stunden können so am Samstag die Arbeiten unterbunden werden.

Für die Sprecherin der Anwohner-Initiative, Sigrid Lemke, sind die Senatspläne ein „Schritt zurück ins vorige Jahrtausend und verkehrspolitischer Wahnsinn“. Allein durch die Bustrasse habe sich das Busfahrgastaufkommen um 1500 Personen pro Tag gesteigert. „Lärmbelästigung und Luftverschmutzung nehmen nun wieder zu. Und es wird wieder tödliche Unfälle geben.“

GAL-Verkehrsexperte Martin Schmidt schimpft, dass der Senat vollendete Tatsachen schaffen wolle. „obwohl über 5000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt worden sind“, ruft der Ex-Abgeordnete durchs Megaphon. Die Aktionen der AnwohnerInnen unterstützt er ausdrücklich: Jeder habe das Recht, „spontan und wann er will, mit anderen zu demonstrieren, ohne dafür eine Genehmigung einzuholen“. Nicht spontan, sondern geplant wird bereits heute um 17 Uhr die „Strese“ belagert.