Haarige Angelegenheit

■ Schill ließ sich in München auf Koks testen: Doch der Test beweist nicht viel

Kaum hatte er die aus Bayern eingetroffenen Leih-Polizisten den Medien präsentiert, da trat Hamburgs Innensenator gestern den Weg in umgekehrter Richtung an. Seine Mission: Haare lassen. Ges-tern Nachmittag gegen 17 Uhr wurde Ronald Schill im Institut für Rechtsmedizin der Universität München unter notarieller Aufsicht ein „bleistiftdicker Strang“ seines schütteren Haupthaares entfernt. Schill hatte das Münchener Institut durch seinen Staatsrat Walter Wellinghausen aussuchen lassen. Durch die Haarprobe will Schill beweisen, dass er weder am Wahlabend noch zu anderer Gelegenheit die Schickeria-Droge Kokain konsumiert hat.

Dieser angestrebte Nachweis aber kann dem Innensenator gar nicht gelingen – Ronald Schill dürfte im besten Fall dadurch glaubhaft beweisen, dass er nicht ständig unter Drogen steht. Der Münchner Toxikologe Dr. Hans Sachs vom zuständigen Institut bestätigte gestern gegenüber der tazhamburg, dass der Haartest bei Gelegenheitskonsumenten keine eindeutig aussagekräftigen Ergebnisse bringt. Sachs, der die Analyse von Schills Haarbüschel leitet, wörtlich: „Bei Personen, die nur ein bis zweimal pro Monat Kokain konsumieren, ist der Nachweis nicht sicher möglich. Das Ergebnis kann in diesem Fall positiv oder negativ ausfallen.“

Im Klartext: Jeder Ab-und-zu-Kokser hat gute Chancen beim Test um Haaresbreite davonzukommen. Damit ist auch ein negativer Befund kein Beweis dafür, dass der anonyme Zeuge, der Schill am Wahlabend beim Konsum eines weißen Pülverchens beobachtet haben will, gelogen hat.

Der Diplomchemiker Sachs rechnet damit, dass das Ergebnis des kurzfristig angesetzten Kokain-Tests frühestens Anfang „der kommenden Woche“ vorliegen wird: „Schneller kriegen wir das kaum hin.“ Innensenator Schill hatte zuvor verkündet, er rechne damit, „in drei bis fünf Tagen“ vom Vorwurf des Kokain-Konsums reingewaschen zu sein. mac