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Gewinne killen Jobs

■ 200 Arbeitsplätze in Glückstädter Krankenhausreinigung gefährdet

Kahlschlag in der Glückstädter Industriewäscherei Sophus Behrendsen. Der dänische Behrendsen-Konzern plant 200 der 600 Arbeitsplätze in dem Großunternehmen zur Reinigung von Krankenhaustextilien an der Unterelbe zu killen und die Löhne der überwiegend angestellten Frauen zu senken. Als Grund nennen die Bosse „konzerninterne Umstrukturierungen“ und die Verschiebung des Marktes.

Betriebsrat und IG Metall sind entsetzt. „Die haben hier Gewinne ohne Ende gemacht“, schimpft IG Metall Unterelbe-Chef Uwe Zabel. „Mit 500 Millionen Euro Gewinn ist Behrendsen gewiss kein notleidendes Unternehmen.“

In der Tat zählt der dänische Konzern mit seinen 5000 MitarbeiterInnen und Depedancen in Polen und Lettland zu den Marktführern in der Reinigung. Erst 1996 hatte der Konzern auch die Wäscherei Dr. Nölke in Glückstadt übernommen. Nach kurzem Geplänkel mit der IG Metall war das Unternehmen in den Textilverband eingetreten und zahlt seither die in der Branche üblichen Tarife. Durch die in Glückstadt erwirtschafteten Gewinne kaufte der Konzern zugleich mehrere Betriebe im Osten auf.

Der Einschnitt an der Elbe wird mit Umstrukturierungen begründet. Einerseits sollen die gekauften Betriebe im Osten mehr ausgelastet werden, zudem würden immer mehr Kliniken und selbst staatliche Krankenhäuser in der Unterelbe-Region dazu übergehen, ihre Textilien in tariflich nicht geschützten Wäschereien zu Dumpinglöhnen reinigen zu lassen.

Die IG Metall versucht nun zu retten was zu retten ist: Durch einen „Ergänzungstarifvertrag“ soll eine Transfer- und Auffanggesellschaft für Qualifikationsmaßnahmen ins Leben gerufen und finanziert werden, zugleich soll er eine Standortgarantie und den Ausschluß weiterer betriebsbedingter Kündigungen beinhalten. „Wir sind bereit“, droht Zabel, „mit allen gewerkschaftlichen Mitteln bis hin zum Streik für unsere Forderungen nach einem Ergänzungstarifvertrag einzutreten.“ ms

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