Pigalle in Walle

■ Tätää: Rosenmontag mit Blaumeier

„Mon paraplui, s'il vous plaît“,fragt der Taschendieb am Rosenmontag in Bremen. Draußen regnet es fürchterlich, er braucht seinen Regenschirm, den „paraplui“. „In Frankreich malen wir den ganzen Tag“, sagt ein Künstler, „essen Baguette und machen toujour l'amour.“

Alle feiern Karneval, Walle auch: Rund 250 NärrInnen zogen gestern unter der Ägide des Blaumeier-Ateliers durch die Straßen, gesäumt von eher wenigen, eher durchnässten ZuschauerInnen. Ein orangefarbendes Dutzend Müllmänner fegt heran. Einer überlegt laut, ob die Zeit reif ist für einen Streik. Er fegt eifrig, übersieht mit seinem Besen einen kleinen Dackel. Der rettet sich laut kläffend zu seinem Frauchen.

„Pigalle in Walle“, heißt das Motto dieses Mal. Ein bunter Haufen Jecken zieht trotz grauer Tris-tesse durch den Regen, begleitet von Samba-Rhythmen. Die Trommelschläge lassen den Boden beben. Die berühmtberüchtigte Gummibänd des Blaumeier-Ateliers, heute als „orchestre d'élastique“, holt mit dem Lied „Pigalle, Pigalle, das ist die große Mausefalle“ das große Paris nach Bremen-Walle. Zwischen rosafarbenen Can-Can-Tänzerinnen wirbeln Clowns Bälle in die Luft, spazieren Maler, Köche und die Haute-Couture. Die Schöne, nicht ohne das dazugehörige Biest, lässt sich auch sehen, gespiegelt im regennassen Asphalt.

Ganz vorne weg tragen schwarz gekleidete Herren mit Zylinder den fünf Meter hohen Eifelturm. Plötzlich weht eine Windböe die Spitze ab. Der Rosenmontagszug bewegt sich unbeirrt weiter.

Röcke wirbeln durch die Luft, vermischen sich mit Seifenblasen, Bonbons, Konfetti und Kinderlachen. Mittendrin freut sich ein Wallebewohner, er sei nur aus Spaß dabei. Samba macht wach, Kinder toben und lachen, schreien. Brasilianisches Feuer ist entfacht in den Herzen der Närrinen und Narren, auch wenn es massenhaft Pariser junge Hunde in Bremen vom Himmel regnent.

Karl Zyskowski