„Liebe taz...“ Von Enthusiasten zu Skeptikern

Betr.: „Qualitätsröntgen - und dann?“, taz vom 5. Februar

1. Sie formulieren die bedeutsamste Frage: Was bedeutet es wirklich für die Betroffenen, dass die Mammografie mehr Karzinome findet? Bedeutet es wirklich Senkung der Sterblichkeit?

Mein Kommentar: Es spricht sich herum, dass mittlerweile nicht nur von Einzelnen, sondern auch von großen Institutionen (Cochrane Collaboration) und zwei der wichtigsten medizinischen Zeitschriften der Welt (Lancet vom 20.10.2001, British medical journal vom 02.02.2002) an eine Senkung der Mortalität am Brustkrebs durch Mammografie Screening NICHT mehr geglaubt wird. Es ist daher Zeit, dass epidemiologisch versierte Personen wie Eberhard Greiser sich aus wissenschaftlich nicht meht haltbaren Projekten zurückziehen.

Allerdings darf ich die taz Bremen auf zwei Irrtümer hinweisen:

a) Sie schreiben im o.g. Artikel: „(das Modellprojekt) soll deutsche Daten auf die Frage liefern, ob die Überlebenschancen von Brustkrebserkrankten sich dadurch (durch die Röntgenreihenuntersuchung) tatsächlich verbessern.“ Mein Kommentar: Diese Daten, sollte das Bremer Modellprojekt niemals liefern und kann sie gar nicht liefern, da es keine kontrollierte Studie ist. Die Daten, die das Bremer Projekt liefern soll (sollte), sind:

– wieviel Frauen kommen

– wieviele haben auffällige Befunde (international 15%)

– wieviel bekommen Gewebeproben (international 7%)

– wieviel Krebse werden bei ihnen gefunden (international 0,5%)

– welche Stadien sind diese bei Diagnose

– wie werden diese behandelt

– was kostet das Ganze.

Ende der Daten (nach drei Jahren!!!).

b) Sie schreiben, es gebe keine unabhängigen Forscher.

Mein Kommentar: Das ist nicht so. Es gibt sie, wenn auch nicht sehr lautstark. Es gibt sogar Gynäkologen, die gegen diese Form der Früherkennung sind, obwohl sich ihr „Geschäft“ dadurch verbessern würde. Und mehrere Leiter von internationalen Screening-Projekten (die z.T. auch schon in Bremen vorgetragen haben, wie Prof. Cornelia Baines) sind aufgrund der Ergebnisse von Enthusiasten zu Skeptikern geworden.

3. Sie werden auch bemerken, dass andernorts Kritik an den „Screening-Projekten“ laut wird, so zum Beispiel in Wiesbaden, wo zwei der vier Kliniken aus dem Projekt ausgestiegen sind. Da geht es nicht um „Qualitätskontrolle“. Wo nichts ist, kann auch nichts verbessert werden. Oder handelt es sich um Scheinargumentationen, um den totalen Bruch etwas abzufedern?

4. Sie sind doch taz genug, um nicht von jemandem, der ein Jahresgehalt von mehreren hundert Euro mit den Aktivitäten des Screening-Projektes verdient (zum Beispiel Herr Junkermann) zu erwarten, dass er sich kritisch gegen das Screening äußert. Man kann stattdessen besser deren Aktienkurse verfolgen.

Dr. med. Friederike M. Perk